Oma, bitte schenk mir ein Kreuz

Wahl 2021: Das größte, kleine Geschenk

Die Worte aus dem folgenden Zitat sind drastisch gewählt:

„Ich sage Ihnen, dass wir unsere Kinder in einen globalen Schulbus hineinschieben, der mit 98% Wahrscheinlichkeit tödlich verunglückt.“

Gesagt hat sie ein Mann mit dem Namen Hans Joachim Schellnhuber und der ist Gründer des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) im ZDF. Dabei handelt es sich um eine der weltweit angesehensten Einrichtungen zur Forschung über die Frage, wie sich unsere Stromerzeugung, unsere Industrie und unser ganz persönlicher Konsum auf die Verfügbarkeit von Lebensmitteln, die Ausbreitung neuartiger Krankheiten und dem Verbleib bewohnbarer Erdoberfläche auswirkt.

Ist das alles übertrieben? Jede und jeder von uns möchte das hoffen. Doch die Menschheit hat die globale Temperatur bereits heute um 1,2 Grad erhöht, das sind 0,3 Grad vor dem berühmten 1,5 Grad-Ziel. Nun mögen alles nur Zahlen sein, doch der Blick in die Nachrichten offenbart uns bereits seit Jahren, wie die Zahlen sich zunächst in Bilder und dann in immer intensiver erlebbare Ereignisse wie die Dürreperiode der letzten drei Jahre verwandelten. Es besteht eine erschreckende Einigkeit von WissenschaflterInnen auf der ganzen Welt darüber, dass dies erst der Beginn von etwas ist, dass wir dringend aufhalten müssen.

„Während ihr euch möglicherweise bereits sicher seid, was zu tun ist, wird es in eurem Umfeld mit Sicherheit jemanden geben, bei dem das nicht der Fall ist.“

Die bevorstehenden Bundestagswahlen in Deutschland sind eine der seltenen Gelegenheiten in unserem Leben, ganz aktiv zu bestimmen, welchen grundlegenden Kurs die Politik einlegen soll. Während ihr euch aber möglicherweise bereits sicher seid, was zu tun ist, wird es in eurem Umfeld mit Sicherheit jemanden geben, bei dem das nicht der Fall ist.

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Es sind Argumente wie „andere große Länder machen auch unsere größten Anstrengungen zunichte“ oder „die Politik wird daran ohnehin nichts ändern.“ Wir sprechen hier noch nicht einmal über die Menschen, die von alledem ohnehin nichts wissen wollen, den ausgesprochenen KlimaleugnerInnen.

Was sie am Ende möglicherweise jedoch tun, ist vielleicht das Allerschlimmste. Sie gehen gar nicht erst zur Wahl, ihre Stimme bleibt verloren.

Immer wieder wird behauptet, dass Nichtwählen entweder die rechten Parteien stärke oder die Demokratie irgendwann zu Fall bringen könnte. Beides mag auch stimmen, aber in dieser Wahl kommt noch etwas hinzu: Es geht darum, ob es überhaupt eine Zukunft gibt.

Wenn ihr also jemanden kennt, der diese Wahl wieder einmal zuhause bleiben oder gar ungültig wählen gehen möchte, stellt ihr oder ihm doch einmal folgende Frage: Kannst du mir einen Gefallen tun?

„Und dann ist da dieses kleine Kreuzchen, das am Ende vielleicht eines der größten, kleinen Geschenke ist, die man jemandem machen kann.“

Selbst wenn die betroffene Person den Glauben an die Politik und die Wissenschaft und möglicherweise sogar die Zukunft verloren hat, wird sie doch mit Sicherheit noch eines verhindern wollen: dass es jemandem nahestehenden schlechtgehen wird. Und dann ist da dieses kleine Kreuzchen, das am Ende vielleicht eines der größten, kleinen Geschenke ist, die man jemandem machen kann.

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Als Autor und freier Journalist ist Richard mit der Forschung am guten Leben beschäftigt. Er war Mitgründer des transform Magazins und arbeitete dort in der Chefredaktion bis 2019. Anschließend erschien von ihm das Taschenbuch Landreisen. Weitere Veröffentlichungen von Richard sind zu finden bei GEO Saison, der Freitag oder ze.tt (ZEIT Online). Für LAYERS schreibt er über aufregende Reisen, die Schönheit der Langsamkeit im Alltag und das Leben als frisch gebackener Papa.

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