„Nur wenn wir auch Pausen haben dürfen, können wir den Rest stemmen.“

Selbst & Ständig – Interview mit Franziska und Elisa von INASKA

Als ich 2021 gerade seit wenigen Monaten frisch gebackene Mama war, habe ich mich riesig gefreut, ein Interview mit Franziska, Gründerin und Geschäftsführerin des nachhaltigen Bikini- und Active Wear Labels INASKA führen zu dürfen. Nicht nur waren die INASKA Styles wichtiger Bestandteil meiner Wohlfühl-Outfits nach der Schwangerschaft. Auch Franziskas Gründungsgeschichte und ihre sehr ehrlichen Antworten, zum Beispiel auf meine Frage, ob sie noch einmal in der Elternzeit gründen würde, haben mir imponiert.

Zwei Jahre später ist nicht nur mein echtes, sondern auch Franziskas Business Baby ganz schön gewachsen und es ist höchste Zeit für ein Update. Mittlerweile teilt sich Franziska die Rolle der Geschäftsführerin mit ihrer Kollegin Elisa. Allein über diesen zeitgeistigen und smarten Schritt möchte ich unbedingt alles wissen.

Im unserem Interview erfahrt ihr also, wie die Zusammenarbeit als Geschäftsführungs-Duo konkret funktioniert, wie die beiden im Team und als Chefinnen funktionieren und auch zum Thema Gründen während der Elternzeit findet Franziska noch mal sehr wertvolle Worte.

Ich freue mich wirklich sehr über dieses Interview und hoffe, euch inspiriert es ebenso:

Franziska und Elisa: Wann und wieso habt ihr euch dazu entschlossen, als Geschäftsführungs-Duo zu agieren?

Elisa: 2020 ist Franziska privat und mit INASKA im Gepäck nach Hamburg gezogen und wir standen wieder in einem engeren Kontakt. Es war inmitten der ersten Corona Zeit und ich wollte mich beruflich neu orientieren. Bis dahin hatte ich INASKA privat beratend begleitet. Franzi wollte mit INASKA den nächsten Schritt machen, neues Know-How und Partnerschaft in die Geschäftsführung integrieren und ganz einfach nicht mehr alleine sein. Das war ein schnelles Match. Beruflich wie privat.

Wie sieht das ganz konkret in der Praxis aus? Macht ihr alles gemeinsam, gibt es bestimmte Verantwortlichkeiten? Wie kommuniziert ihr und haltet euch auf dem Laufenden?

Franziska: Wir haben uns die Verantwortlichkeiten für die Bereiche aufgeteilt, treffen größere Entscheidungen aber in der Regel zusammen. Ich bin stärker in Strategie, Finance und Produktion involviert und auch der kreative Lead bei uns. Elisa hat den Hut auf in der Planung, im Personal und allem rund um die Kommunikation bei INASKA. Wir nehmen das nicht immer so genau.

Wir finden es wichtig, dass jede die Aufgaben der anderen auch mal übernehmen kann und sich auskennt.

Dabei helfen uns agile und digitale Tools. In Slack bauen wir unsere alltägliche Teamkommunikation auf. Und über Canva können wir alle zusammen kreativ sein. Für alles andere nutzen wir flexible Online-Dokumente, das macht alles sehr übersichtlich.

Elisa: Theoretisch können wir mit unseren Laptops alle Themen von überall bearbeiten. Es sei denn wir sind direkt am Bikini, das erfordert natürlich Präsenz, vor allem bei den KundInnen. Und macht ehrlicherweise auch am meisten Spaß.

Was ist der größte Vorteil eurer Zusammenarbeit? Und ganz ehrlich: Gibt es auch Nachteile?

Elisa: Wir ergänzen uns sehr gut. Ich habe gerne das große Ganze und und den Rundum-Blick, ich plane gerne und hole alle PartnerInnen und MitarbeiterInnen rechtzeitig und regelmäßig ab. Franziska ist die Kreative, Impulsgeberin, Macherin und inspiriert Menschen mit ihrer Energie und ihren Out-of-the-Box-Ideen.

Der intensive und direkte Austausch sowie die Weitsicht und Detailsicht unserer beiden Persönlichkeiten sind sehr ergiebig.

Franziska: Wir nehmen uns die Zeit, bestimmte Herausforderungen von vielen Standpunkten zu sehen und das fließt in die Entscheidung mit ein. Dann ist es manchmal leichter, auch Fehlentscheidungen bewusst zu akzeptieren und neu zu denken. Und wir lernen manche Dinge zusammen neu: Was braucht ein Relaunch einer Website, wie finde ich InvestorInnen und wie baue ich meine Verhandlungspositionen auf. Sehr präsent bei uns: Wie können wir uns als frauengeführtes Unternehmen Führung verschaffen, richtige Impulse setzen und das Unternehmen und die Menschen um uns herum entwickeln. Wir probieren da sicherlich noch hier und da etwas aus.

Elisa: Darüber hinaus kennen wir uns bereits seit mehr als zwanzig Jahren.

Wir wissen, welche Stärken wir beide mitbringen, wie wir diese optimal nutzen und ausschöpfen können und wie wir mit Emotionen umgehen.

Darin liegt die Herausforderung, denn Emotionen fließen auch mal in das Daily Business ein. Wir arbeiten und wachsen daran.

Wie viele Mitarbeitende habt ihr mittlerweile und was würdet ihr sagen, macht euch als Chefinnen aus?

Elisa: Aktuell arbeiten wir als Team mit sechs MitarbeiterInnen und einigen FreelancerInnen und Dienstleistenden. Wir versuchen Empathie und Flexibilität in unseren Führungsalltag einzubauen und die Werte des Unternehmens immer wieder zu spiegeln und zu leben. Auch wenn wir in unserer Führungsteilzeit nicht viel Zeit haben, möchten wir jeden Mitarbeitenden persönlich sehen und Zeit geben.

Wenn wir wissen, wie es dem Team geht, wissen wir auch, wie es dem Unternehmen geht.

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Franziska: In den vergangenen Jahren haben wir gelernt mehr auf unser Bauchgefühl zu hören. Es gibt uns eine wichtige entscheidende Richtung, die in den meisten Fällen zu einer richtigen Entscheidung führt. Gegen ein Störgefühl zu arbeiten, kann durchaus Energie und Geld kosten. Deswegen nehmen wir kleinste Störgefühle sehr ernst und schauen und bewerten diesen Schmerz sehr genau.

Geschäftsführerin und gleichzeitig Mama sein: Wir wissen, dass das möglich ist und feiern euch dafür. Wie seid ihr organisiert, sodass ihr genug Zeit und Kraft für beide Bereiche habt?

Elisa: Für uns ist es wichtig, dass die Kinder präsent sind, in unseren Arbeitsalltag integriert und gesehen werden. Das bedeutet, dass ihre wichtigen Termine auch mal in den INASKA Terminkalender gehören und wir Zeit dafür finden. Dafür bitten wir unsere Kinder auch, uns Raum für unsere Arbeit zu geben, wenn wir zum Beispiel einen Call in den Abendstunden haben.

Zudem vertrauen wir darauf, dass das gesamte Team Kinder wertschätzt und auch einmal Arbeit abnimmt, wenn ein Kind mehr Zeit benötigt.

Das gilt für alle Kinder, auch die unserer Mitarbeitenden. Darüber hinaus haben wir uns ein sehr gutes Netzwerk in der Nachbarschaft und unter FreundInnen aufgebaut, welches immer dann einspringt, wenn wir oder die Väter nicht für ein Kind da sein können. Im Gegenzug haben wir auch mal schnell mehr als 4 Kinder bei uns im Haus – ein unkompliziertes Geben und Nehmen, das schätzen wir sehr.

Franziska: So können wir beides managen, was nicht bedeutet, dass wir genügend Raum für unsere privaten Bedürfnisse haben. Das wird oft unterschätzt und daran arbeiten wir.

Denn nur wenn wir auch Pausen haben dürfen, können wir den Rest stemmen.

Dafür wünschen wir uns noch viel mehr gesellschaftliche Unterstützung und Wertschätzung. Denn unsere Kinder werden am Ende in die Welt rausziehen und für alle Menschen da sein. Wir finden ein klares Abgrenzen von Business- und Kinderzeit wichtig, sodass wir für das eine oder das andere einen Fokus einräumen und damit den Business- und Kinderthemen wertschätzend gegenübertreten können.

Franziska, als Quereinsteigerin ein Unternehmen in der Elternzeit gründen, mit Business und Familie eine Pandemie überstehen, ein Team führen und die eigenen Werte konstant vertreten: Unglaublich, was du in den letzten Jahren geschafft hast! Was ist bisher das größte Learning für dich?

Franziska: Wenn ich diese Frage lese, dann füllt sich mein Herz mit Stolz und Dankbarkeit. Ich stimme dem zu, das war und ist unglaublich. Mein größtes Learning für das Parallelleben als werdende Mutter und Gründerin ist, dass ich das Gründen in der Elternzeit unterschätzt habe. Die multiplen Rollen Frau, Mutter und Gründerin haben viel Energie und Zeit gekostet.

Ich habe wenig geschlafen, viel gestillt und nebenbei INASKA aufgebaut.

Meine damalige Co-Gründerin Katharina hat mich in den ersten sechs bis neun Monaten sehr gut unterstützt. Ohne Katharina hätte ich es damals nicht geschafft.

Wenn ihr mich fragt, ob ich es noch mal so machen würde, dann wäre meine Antwort NEIN. Ich empfehle es keiner Erstlingsmama zweigleisig zu fahren. Meine Empfehlung zum Gründen in der Elternzeit: seid für euer Baby da, zu 100%. Seid für euch da, zu 100%. Nehmt euch Zeit für das Hineinwachsen in die Mutterrolle. Lernt euch neu kennen, lernt euer Baby kennen. Nach circa einem Jahr sind Mutter und Kind stabiler und ihr spürt neue Kraft und könnt Ideen viel schneller umsetzen. Solltet ihr euch dennoch für das Gründen in der Elternzeit entscheiden, gründet mit mindestens einer weiteren Person, kommuniziert eure Prioritäten, sucht euch Unterstützung für den Haushalt und Verpflegung, strukturiert eure Tage so, dass genug Aufmerksamkeit und Ruhe für Baby und Mama bleibt.

Nutzt die Schlafphasen des Babys auch für euch und arbeitet nur, wenn es das Energielevel zulässt.

Ich habe mich gern mit dem Baby ins Bett gelegt. Wenn das Baby geschlafen hat und ich genug Kraft hatte, habe ich im Bett vieles mit dem Smartphone bearbeiten können. Oder ich habe einfach auch geschlafen. Wie gesagt, zerreißt euch nicht! Das Baby braucht euch! Auch die beste Businessidee kann ein paar Monate warten. Die wertvolle Babyzeit kommt nie wieder.

Eine Pandemie zu überstehen, war auch für uns eine Herausforderung. Auf der einen Seite war es eine Herausforderung, geschlossene Kitas, Kinderbetreuung und das operative sowie strategische Business zu vereinbaren. Auf der anderen Seite mussten wir kreativ werden, wie wir die Umsatzeinbrüche und Liquiditätslücken überbrücken können. Wir mussten Überbrückungskredite, Soforthilfe und für eine Mitarbeiterin vorübergehend Kurzarbeit beantragen. Welche Marketingmaßnahmen sollten wir erhalten und welche nicht. Hier war Fingerspitzengefühl gefragt. Glücklicherweise haben sich die Umsätze bereits Mitte April erholt und wir konnten das Jahr mit einem Umsatzplus abschließen.

Größtes Learning in der Pandemie: Bleib ruhig, kreativ, dynamisch und vernetze dich.

Das ganzheitliche Leben der eigenen Werte ist sowohl im Privaten als auch im Business der entscheidende Grundstein. Im Businesskontext treffen wir Entscheidungen auf Basis unserer Kernwerte. Dabei stehen Verantwortung und Nachhaltigkeit im Fokus. Verlässlichkeit, Transparenz und Authentizität bilden den Rahmen.

Jede strategische Entscheidung, jede Kooperationsanfrage, jede Partnerschaft, jede Sortimentsentscheidung wird mit unseren Werten rückgekoppelt.

Dadurch erreichen wir Konsistenz und Glaubwürdigkeit für unser Unternehmen. Gleiches gilt für Entscheidungen im Privatleben, wie beispielsweise das Vorleben und Vermitteln von Werten in der Familie, Entscheidungen für Freundschaften sowie die Art und Weise des Konsums. Alles hängt zusammen. Das Schöne daran ist, wenn wir uns bewusst machen, welche Werte wir leben wollen, fallen uns Entscheidungen deutlich leichter und machen diese nachhaltiger.

Wenn ihr mal einen ganzen Tag Zeit nur für euch habt: Was macht ihr?  

Franziska: Ich schlafe aus, mache mir einen Kaffee, bewege mich wieder in mein Bett und lese eines meiner aktuellen Bücher. Eventuell lege ich das Buch zwischendurch weg und schlafe noch mal ein. Wenn dem nicht so ist, stehe ich auf und mache mir ein gesundes Frühstück. Das esse ich ganz entspannt. Ich kümmere mich dann liebevoll um meine Pflanzen. Danach mache ich einen Spaziergang oder eine leichte Aktivität an der frischen Luft. Ich würde mich dann mit FreundInnen zum Beachvolleyball spielen verabreden. Später FreundInnen treffen und/oder mich mit meiner anderen wundervollen Hälfte treffen. Mit ihm verbringe ich sehr gern viel Zeit.

Gut kann ich mir auch einen ganzen Tag in einem schönen Spa am See oder am Meer vorstellen – mit viel Entspannung und frischer Luft.

Elisa: Ich schlafe in jedem Fall auch aus und verlasse das Bett erst, wenn es sich richtig anfühlt. Vielleicht sind dann auch ein paar mehr Zeilen im aktuellen Buch für mich drin. Dann eine Runde Beachvolleyball oder anderen Sport machen und sich auf einen guten Kaffee oder gutes Essen, auch gerne selbst gekocht, mit FreundInnen treffen. Ohne Termindruck und simpel. Perfekt.

Wie kümmert ihr euch um eure Altersvorsorge und wie geht ihr damit um, wenn ihr mal krank seid und nicht arbeiten könnt?

Franziska: Wir haben eine betriebliche Altersvorsorge über die Funktion als Geschäftsführerin eingerichtet. Privat sind wir hier verschieden aufgestellt. Wir verteilen die Altersvorsorge auf verschiedene Säulen, wie zum Beispiel über Investitionen in Immobilien oder Wertgegenstände, Aktien und ETFs sowie private Rentenversicherung, Riester und Lebensversicherung. Wenn wir berufsunfähig wären, sind wir über Berufsunfähigkeitsversicherungen und Rücklagen abgesichert. Sollten wir kurzfristig und kurz ausfallen, vertreten wir uns gegenseitig bzw. die Verantwortlichen der Fachbereiche. Wenn wir richtig abschalten und im Urlaub sind, gilt das Gleiche.

Habt ihr ein Motto oder ein Mantra für eure selbstständige Arbeit?

Franziska:
„What if I fall? Oh but darling, what if you fly?“ Erin Hanson
„Das haben wir noch nie probiert, also geht es sicher gut.“ Pippi Langstrumpf
„Am Ende wird alles gut! Und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende“ Oscar Wilde
„Where focus goes, energy flows.“ Tony Robbins

Elisa:
„Wir machen das gut, es wird für uns immer weitergehen, es werden gute Dinge auf uns warten.“
„Eins zur Zeit.“
„Jede Münze hat zwei Seiten, beide sind es wert.“

Welche Tipps habt ihr an alle, die auch überlegen, sich selbstständig zu machen?

Franziska: If it’s not a “hell yes” it’s a “no”. Bringt eure Idee einen echten Mehrwert mit sich? Zahlt die Idee auf einen der Megatrends und die SGD Ziele ein? Macht es zu zweit, wenn ihr es nicht alleine machen wollt. Fangt an und entscheidet dann, ob sich etwas lohnt oder nicht. Habt eure Zahlen und Finanzen im Blick.

Mit INASKA möchtet ihr einen Safe Space für Frauenthemen schaffen. Was genau ist damit gemeint?  

Elisa: Mit unseren körpernahen Produkten bewegen wir uns in einem weitaus intimeren Bereich als das von außen ersichtlich ist. Das Tragen eines Bikinis oder Badeanzugs stellt für viele Frauen eine Herausforderung dar.

Sie machen sich viele Gedanken rund um ihren Körper, ihre Ausstrahlung, ihre Sexualität, ihre Selbstliebe.

Eine häufige Suchanfrage auf Google lautet: “Wie traue ich mich, wieder im Bikini an den Strand zu gehen?“ Darum wissen wir und wir reden offen darüber. Wir geben jeder KundIn die Möglichkeit mit uns ins Gespräch zu kommen und über ihre Gefühle und Probleme zusprechen. Ein gut sitzender Bikini kann schon sehr viel Positives bewirken. Und der Austausch rund um die Themen, die uns bewegen, auch.

Beach Wear, Sports Wear, die Kid’s Collection… Ihr habt schon viele tolle Styles kreiert. Worauf können wir uns in Zukunft freuen? Gibt es Pläne für weitere Produkte?

Franziska: Schusterin bleib’ bei deinen Leisten. Wir verbleiben aktuell innerhalb unseres Sortiments, identifizieren welche Produkte wirklich helfen und zukunftsfähig sind. Diese werden mehr Aufmerksamkeit bekommen.

Elisa: Wenn es nach den Männern (männlich gelesene Personen) geht, würden wir auch eine Männerkollektion machen. Das machen wir gerne, wenn wir alle Frauen erreicht – und die Welt ein kleines bisschen besser gemacht haben.

Vielen Dank für eure spannenden Antworten und weiterhin alles Gute für euch, Franziska und Elisa!

Wenn ihr noch mehr über das Unternehmen wissen wollt, oder euch ihre Kollektion anschauen möchtet, solltet ihr unbedingt bei INASKA oder auf Instagram vorbeischauen!

Was andere Menschen antreibt, ihre Geschichten und persönlichen Erfahrungen, besonders von GründerInnen, interessieren Francis am Meisten. Auf LAYERS findet ihr daher zahlreiche Interviews mit spannenden Persönlichkeiten. Außerdem stellt euch Francis regelmäßig Designfavoriten, Kulturnews und Lieblingsorte vor.

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