Städtetrip neu gedacht: Savoir-vivre am französischen Atlantik

Malerische Häuserfassaden aus längst vergangener Zeit, lebendige Szeneviertel urbaner Lebensqualität, richtig gutes Essen aus der Region, köstlicher Wein direkt vom Erzeuger und der Kraft des Atlantiks ganz nah – Bordeaux ist wie gemacht für eine Reise voller Genussmomente und Meeresrauschen. LAYERS Autorin Pia hat sich auf die Suche nach einer neuen Art von Städtetrip gemacht, ganz ohne stickige U-Bahn und Menschenmassen, dafür mit Erholungsfaktor. Gefunden hat sie das französische Savoir-vivre: Die Kunst, das Leben zu genießen.

Dieser Artikel ist in Kooperation mit Atout France entstanden. Die Redakteurin durfte die genannten Aktivitäten im Rahmen einer Pressereise kostenlos ausprobieren. 

„Billets s’il vous plaît“, höre ich dumpf den Schaffner sagen, der ein paar Reihen weiter vorne eine Frau kontrolliert und mich so aus meinem Tagtraum reist. Erst jetzt merke ich, dass ich grinse. Der Grund? Es ist dieses Gefühl, das sich immer in mir breit macht, wenn ich eine Reise antrete.

Es ist das Gefühl von Leichtigkeit, Freiheit, das Kribbeln des Unbekannten, der Reiselust.

Ich sitze im französischen Hochgeschwindigkeitszug von Frankfurt nach Bordeaux. In der Luft liegt eine fast romantische Stimmung des Unterwegsseins. Sie erinnert mich an alte Filme, in denen Menschen in gebügelten Anzügen und schicken Hüten mit Lederkoffern an einem Bahnhof stehen. Auf den Tischen im Abteil stehen kleine Lampen, die bequemen Sitze sind mit einem lilafarbenen Stoff überzogen und das Personal macht Ansagen in drei Sprachen.

Mit 320 Kilometern pro Stunde rase ich an gelben Sonnenblumenfeldern vorbei, sehe Störche, Füchse, Flüsse und Örtchen. In den Sommermonaten können Reisende immer samstags vom Main aus im TGV ohne umzusteigen an die Atlantikküste fahren – in nicht mal acht Stunden. Mir gefällt die Art zu reisen -nicht nur aus Nachhaltigkeitsgründen.

Ich liebe Städtereisen, kann es kaum erwarten, einzutauchen in eine andere Kultur, zu spüren, wie das Leben an einem anderen Ort ist, das Pulsieren der Stadt zu erleben, ihren Vibe, ihre Geschichte.

Ich habe schon viele Städte- Metropolen bereist. Dieses Mal bin ich auf der Suche nach einer neuen Art von Cityreise, ganz ohne stickige U-Bahn und Menschenmassen, dafür mit Erholungsfaktor. Bordeaux verspricht mit seinen 250.000 EinwohnerInnen eine überschaubare Größe UND: Das Meer ist nicht mal 60 Kilometer entfernt. 

In den Gassen von Klein-Paris

Angekommen in der Hauptstadt der Region Nouvelle-Aquitaine wird mir schnell klar: Bordeaux steht den großen Metropolen Europas in Sachen Städtetrip-Qualität in nichts nach. Im Gegenteil – ich kann sogar alles zu Fuß erkunden. Auf dem Weg zu den Hot Spots wie der Kathedrale St. André, dem Monument aux Girondins auf dem Place des Quinconces und dem Miroir d’eau auf dem Place de la Bourse verliere ich mich in den kleinen Gassen, schlürfe auf einem malerischen Platz einen Café au Lait, kaufe mir ein Pain au chocolat in einer süßen Patisserie und stöbere in kleinen Läden.

Die malerischen Fassaden stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert und geben mir das Gefühl, in den Straßen von Paris unterwegs zu sein.

Genau wie in der Hauptstadt Frankreichs fließt auch durch Bordeaux ein Fluss, die Garonne. Sie entspringt südlich des Val d’Aran in den katalanischen Pyrenäen in Spanien, vereinigt sich bei Bordeaux mit der Dordogne und wird so zum Meeresgewässer des Atlantiks. Das ist auch der Grund, warum sich der Wasserspiegel bei Ebbe und Flut mitten in der Stadt bis zu drei Meter verändert. Bei langen Spaziergängen am Ufer oder bei einem Glas Wein in den funkelnden Abendlichtern lässt es sich an den Ufern der Garonne gut aushalten. Einen ganz besonderen Perspektivwechsel erlebe ich bei einer Fahrt auf einem Boot auf dem über 400 Meter breiten Gewässer.

Vom Wasser aus überblicke ich das Panorama der Fassaden aus längst vergangenen Zeiten.

Doch das Boot schippert auch an den neusten architektonischen Errungenschaften vorbei, wie zum Beispiel an der Citè du Vin. Die Form des modernen und interaktiven Weinbaumuseums soll an den schwenkenden Wein im Weinglas erinnern. Beim Anbieter Be Boat Bordeaux können Reisende als Gruppe auf einem eigenen Boot über die Garonne fahren. Wer mag, bekommt sogar Käse und Wein aus der Region serviert.

Bunt, bunter, Bordeaux

Auf der der Altstadt gegenüber liegenden Uferseite der Garonne liegt das Viertel La Bastide. Ich merke schon nach wenigen Schritten, wie es grüner wird, das Gewusel des Centre-Ville nimmt ab. Familien spielen Ball auf den Rasenflächen nahe dem Fluss, Gruppen aus FreundInnen picknicken gemeinsam. Urbanes Leben, moderne Häuser mit Dachgärten, E-Scooter. Mitten drin: das Darwin-Areal. Das einstige Kasernen-Gelände dient heute als alternatives Terrain.

Hier gibt es nachhaltige Mode, ökologische Lebensmittel, hippe Cafés, eine Skatehalle, Graffiti-Art, Coworking-Spaces, Workshops und Veranstaltungen.

Ich fühle mich sofort wohl und ahne, was diese bunte Stadt in Sachen Nachtleben so kann. An der University of Bordeaux lernen immerhin mehr als 50.000 Studierende. Kein Wunder also, dass, als ich in den Abendstunden über die Pflastersteine laufe, Zeugin einer lebendigen Atmosphäre in den Gassen werde. Unzählige Menschen sitzen an kleinen Tischen, Gesprächsfetzen, fröhliches Lachen und das Gemurmel unterschiedlicher Sprachen strömen durch die Innenstadt.

Die Wege sind erleuchtet von Lichterketten, die der Dunkelheit im Stadtzentrum eine ganz eigene Magie geben.

Der Abend ist lau, die Hitze des Tages schwebt noch durch die Gassen. Ich finde eine erfrischende Brise samt spektakulärem Ausblick in einer der Bars in luftiger Höhe. Auf verschiedenen Gebäuden thronen Dachterrassen, oft betrieben von Hotels oder Restaurants. Auf dem Dach des Hotels Jost Bordeaux nahe des Bahnhofs St. Jean genieße ich nicht nur gute Cocktails und einen Blick auf ein wachsendes Viertel von Bordeaux, es gibt sogar die Möglichkeit, sich in der achten Etage im Pool zu erfrischen.

Wenige Schritte vom Stadtzentrum Bordeaux’ entfernt, liegt das pulsierende Viertel Saint Michel, das nahe dem Bahnhof und um die gleichnamige Basilika gelegen ist. Auf dem Place Canteloup findet rund dreimal in der Woche ein Flohmarkt statt. Man trifft sich hier für Schnäppchen, einen Kaffee in einem der umliegenden Lokale, bummelt durch hippe Läden oder schlendert zur Markthalle Marché des Capucins.

Kulinarische Reise

Nicht nur in Sachen Bars haben Besuchende in Bordeaux die Qual der Wahl. Es soll mehr als 1.600 Restaurants und Bistros geben. Kein Wunder, Frankreich ist wohl der Inbegriff von gutem Essen. Sterneküche, traditionelle Lokale und hippe Stores reihen sich in den Straßen der Stadt aneinander. Auf den Tischen landet viel aus der Region.

Diese ist bekannt für Langusten, Pauillac-Lamm, Rindfleisch aus Bazas, Austern aus Arcachon oder Spargel aus Blaye.

Ganz klassisch beginnt ein Essen in Frankreich übrigens mit einem Aperitif und endet mit einem Digestif. Dazwischen gibt es mehrere Gänge samt einer Vorspeise, Fisch oder Fleisch, Käse und Nachtisch. Dies alles wird von Brot und Weinen begleitet. In der Nähe des Stadtparks, dem Jardin Public, liegt das Casa Gaia.

Ich mag das Konzept des Restaurants, das lokale, frische und saisonale Produkte in Bio-Qualität direkt vom Erzeuger auf die Teller ihres jungen Publikums bringt.

Das Ambiente des Lokals ist fernab von 0-8-15, und ich verbringe die Zeit zwischen den Gängen mit dem Betrachten der vielen liebevollen Interior-Details.

In den Gassen von Klein-Paris

Nach all’ den Eindrücken und vielen gelaufenen Kilometern sehne ich mich nach etwas Ruhe, Natur und Horizont. Ich setze mich in einen Regionalzug, der mich in weniger als zwei Stunden nach Soulac-sur-Mer bringt. Der Badeort am atlantischen Ozean ist wie gemacht, um die Seele baumeln zu lassen. Ich tanke so richtig Urlaubsfeeling beim Yoga im Sand, beim Sonnenbaden am Stadtstrand, einem Spaziergang vorbei an bunten Villen und beim Bummel in der hübschen Markthalle. Das beste Essen der Reise finde ich in Soulac im LB Restaurant.

Käseplatte, Jakobsmuscheln, Crème brûlée und Wein aus der Region – ich bin im kulinarischen Himmel.

Ich könnte kaum glücklicher sein, als ich an diesem Abend auf meinem Miet-Fahrrad im Sonnenuntergang über den Fahrradweg am Meer entlang zu meiner Unterkunft radele und die klare, salzige Luft durch jede Faser meines Körpers strömt, während die weißen Wellen im Rot der untergehenden Sonne tosen.

Die Region am Atlantik ist bekannt für ihren Weinanbau. Einen authentischen Blick in den Anbau und die Herstellung können LiebhaberInnen des Getränks bei der Besichtigung von Weingütern im Médoc bekommen. Das kann auf eigene Faust, zum Beispiel mit dem Fahrrad, geschehen oder organisiert. Mit Vigne Authentique geht das sogar im coolen Retro-Bulli von 1975.

Die Kunst, das Leben zu genießen

Malerische Häuserfassaden aus längst vergangener Zeit, lebendige Szeneviertel urbaner Lebensqualität, richtig gutes Essen aus der Region, köstlicher Wein direkt vom Erzeuger und  dem kraftspendenden Atlantik ganz nah. Auf dieser Reise habe ich nicht nur einen großartigen Ort für einen abwechslungsreichen Städtetrip gefunden, ich habe das französische Savoir-vivre gespürt, die Kunst, das Leben zu genießen.

Auf LAYERS begibt sich Pia auf die Suche nach der perfekten neuen Arbeitswelt. Wie sieht ein produktives Home Office aus, sollten wir unsere Kinder bei einer Bewerbung verheimlichen und warum redet eigentlich keiner offen über Geld? All diesen und vielen weiteren Fragen rund um das Thema New Work geht Pia nach.

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