Autorin Pia gibt Tipps für den Schreibtisch am Strand
Remote ist das Trendwort der kreativen Schreibtisch-Mittdreißiger. Doch was bedeutet das eigentlich? Kurz gesagt: Arbeiten, wo immer wir wollen – Zuhause, im Café oder am Strand? Klingt verlockend. Kein Wunder, steigt die Zahl der Remote-Arbeitenden kontinuierlich. Aber wie geht das eigentlich?
Um jeden Ort der Welt zum eigenen Büro umzufunktionieren, muss zu allererst der Job stimmen. LehrerInnen haben beispielsweise zwar oft Ferien, aber im Alltag müssen sie vor ihren Klassen stehen. Auch Mitarbeitende in der Bäckerei, der Bibliothek oder in einem der unzähligen anderen Jobs, in denen man tagtäglich an einem bestimmten Ort sein muss, eignen sich wohl kaum, um auf Bali in einer Hängematte zu arbeiten. Laut einer Studie der Internationalen Berufsakademie arbeiteten aber bereits 2020 71 Prozent aller Beschäftigten zumindest zeitweise in einem Schreibtisch-Job. 2015 galt das nur für 52 Prozent.
Mit dem Headset unter Palmen
Natürlich hängen nun nicht 32 Millionen Menschen mit dem Headset unter Palmen. Das liegt sicher zum einen daran, dass nicht jedes Unternehmen das Arbeiten von Zuhause oder von einem x-beliebigen Ort aus genehmigt.
Doch die Corona-Krise hat in vielen Unternehmen dazu geführt, flexible Arbeitsstrukturen zu etablieren.
Laut einer Befragung des Capgemini Research Institute unter weltweit 500 Organisationen rechnen etwa drei von zehn Unternehmen damit, dass schon bald mehr als 70 Prozent ihrer Angestellten mobil arbeiten werden – gegenüber zehn Prozent vor der Pandemie!
Die perfekte Welle
Deutlich flexibler sind da Solo-Selbstständige. Als freiberuflliche Autorin und Texterin brauche ich nur meinen Laptop, mein Handy und eine Internetverbindung, um jeden Ort auf der Welt zu meinem Büro zu machen. Zumindest in der Theorie.
In der Praxis habe ich schon unzählige Male über fehlende Steckdosen und nicht vorhandenen Internetempfang geflucht.
Aber der Reihe nach. Ich arbeite häufig vom Bulli aus, mit dem meine Familie und ich Europa bereisen. Damit ich on the road mit Internet ausgestattet bin, nutze ich das Wi-Fi von Restaurants, Cafés oder Campingplätzen. Das ist jedoch oft unzuverlässig, zu langsam oder echt teuer. Unabhängige Internetnutzung gibt es mit einem mobilen WLAN-Router oder dem Tablet samt SIM-Karte als Wi-Fi-Hotspot. Auch das Smartphone kann als Wi-Fi-Hotspot oder ein Internetstick am Laptop für digitalen Surfspaß sorgen. Eine Wonne für alle digitalen Nomaden, doch – und nun kommt der Punkt des Fluchens – Voraussetzung für all’ diese Möglichkeiten ist, dass mobiles Netz vorhanden ist. In einem Funkloch helfen auch die besten Tools nichts. Arbeiten auf dem Berggipfel, am einsamen Strand oder mitten im Wald klingt also erstmal romantisch, scheitert aber oft am Empfang.
Gadgets für das mobile Office
Mitten im Grünen hapert es auch häufig an der Stromversorgung, aber zum Glück gibt es auch hierfür Gadgets, die Abhilfe schaffen. So reise ich immer mit mindestens einer Powerbank im Gepäck.
Außerdem gibt es tragbare, faltbare Solar-Panels, die die benötigte Technik schnell wieder aufladen – vorausgesetzt die Sonne scheint.
Nun finden sich am Bergsee, im Dschungel oder am Campingtisch selten Arbeitsplätze, die langfristig für eine gesunde Ergonomie sorgen. Keine Panik, faltbare Laptop-Ständer sorgen dafür, dass wir im Paradies keine Nacken- und Rückenschmerzen bekommen. Diese lassen sich sowohl bezüglich Höhe als auch Neigung verstellen, um sich genau anzupassen.
Safety first!
Am besten reist es sich mit leichtem Gepäck, das ist kein Geheimnis. Doch bei der Vielzahl der Remote-Gadgets haben wir ziemlich schnell ordentlich was zu verstauen. Deshalb lohnt es sich, beim Kauf auf leichte, faltbare Reisegrößen zu setzen. Außerdem sollte alles gut verstaut werden können, beispielsweise in gepolsterten Taschen. Wasserdichte Hüllen verhindern darüber hinaus Panik, wenn plötzlich ein Tropenschauer das Paradies heimsucht oder der klebrige Cocktail umkippt.
Wenn ihr jetzt schon ein Bein im Flugzeug habt, haltet noch kurz inne.
Für eine entspannte Remote-Arbeitszeit gibt es noch zu bedenken, dass in Hostels, an Reise-Hot-Spots und Co. vermutlich öfter mal geklaut wird, als ihr es in eurem Büro oder Homeoffice gewohnt seid. Damit im Falle eines Diebstahls die Daten nicht verloren sind, sichere ich immer alles in einer digitalen Cloud, auf die ich von überall und jedem Gerät aus zugreifen kann. Ich sorge außerdem dafür, dass die Utensilien mit Hilfe von GPS geortet werden können. Laptop und Co. verstaue ich ansonsten immer im Hotel-Safe oder suche mir ein paar raffinierte, unauffällige Verstecke im Van und Co.
Routine trotz Urlaubsatmosphäre
So, jetzt könnt ihr euch aber wirklich den Reisepass schnappen und durchstarten. An eurem Traum-Arbeitsplatz angekommen, werdet ihr feststellen, dass es ziemlich viel Ablenkung gibt. Das türkis schimmernde Meer scheint nur darauf zu warten, dass ihr hinein hüpft. Der Gipfel ruft nach euch oder das Museum an der Ecke sieht echt verlockend aus.
Mir hilft, bei einer vollen To-Do-Liste trotz Urlaubsatmosphäre, eine Routine zu entwickeln.
Die sieht beispielsweise so aus, dass ich morgens schon eine Runde schwimmen gehe. Dann arbeite ich konzentriert bis zur Mittagspause in einem schönen Restaurant, am Strand oder in einem Museum. Dann geht es nochmal an den Laptop und für den Feierabend nehme ich mir einen Ausflug vor. Längere Aktivitäten schiebe ich wie Zuhause aufs Wochenende.
Chefs, Worcation it is!
Auch, wenn viele Remote-Arbeitende das Büro erstmal nur gegen das Homeoffice tauschen, spricht einiges dafür, die dadurch gewonnene Freiheit wenigstens hin und wieder zum Arbeiten an vielfältigen Orten zu nutzen. Worcation – arbeiten und vacation! Immerhin arbeiten wir ungefähr 8.750 Tage im Leben – jede Menge Zeit, sich durch die Welt zu arbeiten. Und das hat nicht nur Vorteile für ArbeitnehmerInnen. Auch ArbeitgeberInnen profitieren. So können Kosten für Büroräumlichkeiten und Energiekosten gesenkt werden.
Mitarbeitende sind zufriedener, weniger gestresst und dadurch produktiver und motivierter.
Das steigert wiederum langfristig den Umsatz, außerdem können Fachkräfte besser gehalten werden. Win-Win-Situation oder?