Heiko Mattausch

Wir stellen vor: Künstler Heiko Mattausch

Freitagnachmittag Ende Februar. Wir sind auf dem Weg nach Lindenau zum Leipziger Künstler Heiko Mattausch. Schon vor ca. einem Jahr hatten wir mit Heiko Mailkontakt, aber irgendwie hat es erst jetzt mit einem Treffen geklappt. Wir klingeln und Heiko öffnet uns gut gelaunt die Tür zu seinem Atelier.

Gleich beim Betreten strömt uns der unverkennbare Geruch von Öl-Farben entgegen. Wir nehmen mitten zwischen Heikos teils fertiggestellten teils unvollendeten Werken Platz und unterhalten uns mit ihm über seine Kunst, Leipzigs dunkle Ecken und seine Weekly Wonder. Später gesellt sich noch Heikos Freundin Lisa mit Hundedame Molly zu unserer gemütlichen Kaffeerunde und so werden aus ursprünglich geplanten anderthalb Stunden fast drei Stunden, in denen wir erzählen, uns im Atelier umschauen und über die eine oder andere Anekdote lachen. Heiko hat viel zu erzählen, fragt aber auch selbst nach und hört aufmerksam zu. Manchmal haben wir beim Reden die eigentliche Frage vergessen, was aber egal ist, denn Heikos Antworten sind immer interessant. 2010 beendete der 39-Jährige sein Malerei/Grafik-Studium an der Burg Giebichenstein in Halle. Der Weg dorthin war ein langer, erfahren wir im Interview:

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Heiko, hast Du Dich schon immer für Kunst und das Malen interessiert?

Schon mit 4 oder 5 Jahren habe ich im Kindergarten gern gemalt und meine „Werke“ kamen bereits damals gut an. Rückwirkend lache ich darüber. Eine Zeichnung fiel mir neulich mal wieder in die Hände. Sie zeigt einen dicken Knödel mit vier Stelzen. Ich erinnere mich noch, dass das ein Pferd darstellen sollte und damals alle ganz begeistert waren. Seitdem zieht sich das Zeichnen bei mir wie ein roter Faden durch’s Leben. Zumindest was das Wollen betrifft.

Wieso hast Du dann nicht direkt nach dem Abi losgelegt und Kunst studiert?

Mit 16 oder 17 habe ich schon mal einen Mal- und Zeichenkurs gemacht, weil ich mich an der HTWK für ein Architekturstudium bewerben wollte und mir den Eignungstest nicht zugetraut habe. Bei dem Vorbereitungskurs hat es bei mir alle Schleusen für’s Malen geöffnet und dann hat es auch mit der Aufnahme geklappt. Nach dem Diplom habe ich ein paar Jahre in Hamburg gearbeitet. Das war um die Jahrtausendwende. Mit 27 fragte ich mich, ob ich diesen Job noch mit 40 machen kann und machen möchte und habe mich eindeutig für „Nein“ entschieden. Ich habe den Aufnahmetest an der Burg Giebichenstein in Halle gemacht und dachte mir, wenn sie mich nehmen machst du es und wenn nicht, dann ist der Traum gestorben. Ich wurde aber angenommen, habe erst einmal begonnen Kunst auf Lehramt zu studieren und bin nach ein paar Semestern ganz zur Malerei und Grafik gewechselt.

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An der „Burg“ hattest Du dann ja Kontakt zu vielen anderen Künstlern. Wie würdest Du den Künstler an sich beschreiben?

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mit den Designern besser klar gekommen bin als mit Künstlern, die definitiv ein Volk für sich sind. Wir Maler sind schon sehr eigenbrödlerische Menschen, wir stehen den ganzen Tag allein vor der Staffelei und denken nach über Gott und die Welt und versuchen das irgendwie auf die Leinwand zu bringen. Das zwingt einen natürlich in eine gewisse Einsamkeit. Das klingt vielleicht etwas philosophisch und das ist es vielleicht auch, aber man geht in sich und braucht eine gewisse Abgeschiedenheit, um diesen Job auszuüben.

Du malst vor allem urbane Szenen, Häuserfassaden und spannende Ecken in Städten. Wie entsteht bei Dir ein Bild?

Zuerst fotografiere ich alles, was mir gefällt und ein bißchen anders als normal ist. Das können Fassaden in der Stadt sein, verdreckte Ecken, aber auch Menschen mit außergewöhnlichen Physiognomien oder generell einem interessanten Äußeren. Zu Hause sichte ich die ganzen Fotos und male das Bild, an dem ich hängen bleibe. Das ist meistens das, auf das ich am Meisten Lust habe. Urbane Szenen und Stadtlandschaft interessieren mich sehr. Man sagt mir nach, dass da wieder der Architekt durchkommt, aber gerade Linien reizen mich einfach mehr als knorrige Bäume oder Natur.

Wie geht der Prozess dann weiter, wenn Du Dich für ein Motiv entschieden hast?

Meistens habe ich ein loses Konzept oder eine Idee im Kopf. Zwar keine echte Phantasie, die ich einfach abmale, aber ein Konstrukt, das ich verfolge. Oft ist es so, dass am Ende etwas ganz anderes dabei herauskommt und das ist entweder gut oder schlecht (lacht). In letzter Zeit zum Glück immer öfter gut. Dieses lose Thema das ich im Kopf habe und verfolge, wird dann ein Bild. Idealerweise male ich mich in etwa 2 Stunden warm, um dann noch einmal 2 bis 3 Stunden weiterzumachen. Kleinere Formate schaffe ich manchmal, aber meistens muss ich nach einer kurzen Mittagspause und Gassirunde mit Molly noch mal ran. Danach muss ich mich erst einmal wieder einmalen, bis ich an dem Punkt bin, an dem ich aufgehört habe. Deshalb versuche ich so oft es geht einen Lauf auszunutzen, wenn ich merke, dass das Bild bald fertig ist. Im schlimmsten Fall gehe ich das nächste Mal nämlich krampfig ran, versaue es und es nervt mich so, dass ich keine Lust mehr auf das Bild habe. Wenn das passiert, arbeite ich dann meist erst einmal an einem anderen Bild weiter, bis ich wieder locker genug bin.

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Was sind Deine „Weekly Wonder“?

Das ist eine wöchentlich erscheinende Bildserie im Kleinformat, die ich 2015 gestartet habe. Ich publiziere sie auf meinem Blog und meinen Social Media Kanälen wie Facebook und Instagram. Als eine Art erweiterte Visitenkarte hatten alle Bilder einen kleinen Preis, sodass sich im Grunde jeder ein Bild leisten konnte. In diesem Jahr geht die Aktion weiter, lediglich die Fomate habe ich etwas angepasst, sodass es nun auch größere Bilder gibt. Jede Woche kommen also neue Bilder von mir, die vor allem Ecken der Stadt zeigen, die man vielleicht nicht auf den ersten Blick wahrnimmt.

Heiko Mattausch
Heiko Mattausch

Der Fotoautomat vor dem Westwerk in Plagwitz und die Ost-Apotheke (Repros von: Lilou – Galerie des Lebens)

Wo bist Du in Leipzig am Liebsten unterwegs?

Ich bin natürlich viel in Lindenau unterwegs, weil wir hier wohnen, aber auch gern im Osten der Stadt. In Reudnitz gibt es noch reichlich schöne und ursprüngliche Ecken, dort finde ich viele gute Motive!

Welche Pläne hast Du für die Zukunft?

Im Moment läuft es sehr gut für mich, langfristig bin auf der Suche nach einem größeren Atelier und einer Unterstützung beim „Papierkram“, so dass ich noch mehr malen kann. Was das Malen betrifft finde ich zunehmend größere Formate interessant und möchte mich natürlich weiter in diesem wundervollen Beruf entwickeln.

Vielen Dank an Heiko für das sympathische Interview! Schaut Euch unbedingt seine Arbeiten an! Heikos Weekly Wonder findet ihr auf seiner Homepage und Social Media Kanälen. Tragt Euch gern auch in Heikos Newsletter ein, dann werdet Ihr regelmäßig mit allen Infos versorgt. Am 01. Mai könnt Ihr außerdem bei den Open Studios einen Blick in Heikos Atelier werfen.

Vielen Dank an Marcus Mlynek für die Aufnahmen.

Was andere Menschen antreibt, ihre Geschichten und persönlichen Erfahrungen, besonders von GründerInnen, interessieren Francis am Meisten. Auf LAYERS findet ihr daher zahlreiche Interviews mit spannenden Persönlichkeiten. Außerdem stellt euch Francis regelmäßig Designfavoriten, Kulturnews und Lieblingsorte vor.

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