„Skaten verbindet für mich alles, was ich liebe.“ – Skatepro Milla über mentale Gesundheit und Neuanfänge

Unterwegs in Leipzig mit SkaterIn Milla

In eine fremde Stadt zu ziehen, kann ziemlich beängstigend sein. Vor allem, wenn man keinen oder nur wenige Leute kennt. Die Erfahrung, dass es sich lohnt, auf sein Bauchgefühl zu hören und manchmal einfach ins kalte Wasser zu springen, haben wir alle wohl schon einmal gemacht. So auch SkaterIn Camilla. Milla wollte „mehr Wirbel, mehr Leben“ und das hat Leipzig auf jeden Fall zu bieten.

In der aktuellen My City | My Sound Kampagne von Reebok erzählt Milla eindrücklich und ehrlich, wie sich der Umzug nach Leipzig auf das Leben ausgewirkt hat. Außerdem gibt Milla einen Einblick, wie es ist ein queerer Mensch zu sein und welche Rolle das Skaten spielt.

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In der Kampagne, die Reebok in Kooperation mit MTV gelauncht hat, teilen unterschiedliche KünstlerInnen einen Einblick in das Leben in ihrer Wahlheimat. Im Fokus stehen spannende Persönlichkeiten, die ihrer Leidenschaft folgen und sich nicht scheuen, gegen den Strom zu schwimmen, um ihre Träume zu verwirklichen. 

Das Leipzig-Video hat mich neugierig gemacht, ich schreibe Milla auf Instagram an und wir verabreden uns kurz entschlossen zum Skaten und damit ich noch ein paar persönliche Fragen loswerden kann.

In der My City | My Sound Kampagne von Reebok erzählst du, wie sich dein Umzug nach Leipzig positiv auf dein Leben und auch deine mentale Gesundheit ausgewirkt hat. Wie findet man einen Ort, der gut zu einem passt und gab es einen Moment, in dem du gemerkt hast, dass es für dich Leipzig ist? 

Ich glaube, dass die Suche nach einem Ort, an dem ich mich wohl fühle, echt eine stetige Lebensaufgabe ist. Leipzig war jedoch naheliegend, weil ich schon immer in die Stadt gependelt bin um hier wohnende FreundInnen zu besuchen. 

„Auf Dauer lohnt es sich auf das eigene Bauchgefühl zu hören.“

Aufgewachsen bin ich in Chemnitz und habe in Halle studiert. Danach war mir einfach nach einer Stadt, in der ein bisschen mehr Wirbel und Leben ist. Natürlich kann es erstmal nach einem großen Schritt klingen, dann nach nur zwei Jahren wieder umzuziehen, aber ich bin der Meinung, dass es sich auf Dauer lohnt auf das eigene Bauchgefühl zu hören. Meins hat mir auf jeden Fall sehr laut und deutlich gesagt: Ab nach Leipzig.

Was macht die Stadt für dich persönlich lebenswert?

Für mich spielt es eine große Rolle, dass ich mir hier wohlfühlen kann und mich so zeigen und kleiden kann wie ich will. Zusätzlich habe das Gefühl, dass die queere Szene in Leipzig gerade noch weiter aufblüht und es immer mehr Ort gibt an denen ich mich mit Anderen austauschen kann.

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Welche Tipps hast du, um gut in einer neuen Stadt, in der man vielleicht noch nicht so viele Leute kennt, anzukommen?

Als ich im November vor zwei Jahren nach Leipzig gekommen bin, habe ich tatsächlich die meisten Menschen über mein Hobby, das Rollschuh fahren kennengelernt. Meine erste Bekanntschaft machte ich damals auf einem Parkplatz auf dem ich sonntags immer skaten ging. Eigentlich bin ich absolut nicht die Person die Menschen anspricht, aber so ein Hobby und ein Ort an dem man das gemeinsam ausübt, erleichtert das wirklich enorm.

Außerdem habe ich Instagram genutzt um unter Hashtags wie #rollerskatingleipzig Menschen zu finden und einfach mal nett anzuschreiben.

Zusätzlich gibt es auf Telegram ja wirklich für alle möglichen Hobbies und Städte Gruppen in denen man sich verbinden kann.

Wo bist du in Leipzig am Liebsten unterwegs?

Mein Lieblingscafé ist die Bäckerei für Zeitgenössisches Brot – deren Focaccia ist wirklich eines meiner Lieblingsessen in Leipzig. 

Da ich mich vegan ernähre, darf auf meiner Lielingsortliste auf jeden Fall auch nicht Vegan Express fehlen. Das ist zwar kein Geheimtipp mehr, aber die vegane Entenalternative ist einfach zum dahinschmelzen. Das könnte ich, wenn ich es mir leisten könnte, echt jeden Tag essen. 

Wenn ich mich zum Skaten verabrede, dann meistens in einen der zahlreichen Skateparks in Leipzig, aber gerne auch mal an den Steinpalmen in der Innenstadt neben dem Hauptbahnhof. 

In der Reebok Kampagne sprichst du offen über sehr persönliche Themen, Hut ab erst mal dafür. Hand auf’s Herz: Ist es dir schwer gefallen? Hast du der Kampagne sofort zugesagt oder musstest du länger überlegen? Wie sind bisher die Reaktionen darauf?

Danke erstmal, dass du das so wertschätzt. Tatsächlich war der Kontakt von Anfang an einfach so toll, inspirierend und offen, so dass ich nicht lange überlegt habe. Gleichzeitig war ich bereit meinen Weg mit einer etwas größeren Öffentlichkeit zu teilen. Dadurch, dass ich aber auch schon vorher auf meinem Instagram Kanal relativ offen mit meiner mentalen Gesundheit und meinem queer sein umgegangen bin, war es aber tatsächlich noch eine weniger große Hürde. 

Die Reaktionen aus meiner Community waren wirklich überwältigend. Mich erreichten unzählige lange Nachrichten mit sehr persönlichen Geschichten, die mir einmal mehr zeigten, wie gut es ist, dass ich meinen Weg teile. 

Auf der anderen Seite lebe ich natürlich auch in keinem Liebesvakuum. Auf Youtube gab es einige homophobe Kommentare und Hassnachrichten sind leider auch Teil meines Alltags geworden. 

So schlimm auch manchmal diese Kommentare sind, aufhalten wird mich das nicht, weil ich glücklicherweise ein so unfassbar unterstützendes und liebevolles Umfeld habe. 

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Seit wann fährst du Rollschuhe und warum gibt dir das Skaten so ein Freiheitsgefühl? 

Ich fahre seit November 2020 Rollschuh. Viele mögen wahrscheinlich denken, dass Rollschuhe auf einmal überall sind und es ein Trend ist. Mir ist jedoch sehr wichtig zu sagen, dass Rollschuhe eine sehr lange Geschichte haben und diese zurück geht bis in die civil rights movement Ära und den Kampf von People of Color um die Teilhabe am sozialen Leben. 

„Skaten verbindet für mich alles was ich schon immer liebe.“

Aber zurück zu deiner Frage, skaten verbindet für mich alles was ich schon immer liebe. Es hat etwas künstlerisches, wenn ich darauf tanze, es fordert mich und meine Ängste, wenn ich im Skatepark damit skate und es lässt zu, dass ich mit meinen Gedanken komplett abschalten kann. 

Welchen Tipp hast du für alle, die jetzt auch inspiriert sind und es einmal ausprobieren wollen?

Kauft euch nicht gleich Rollschuhe, sondern fragt erstmal rum und probiert aus. Wenn ihr meint es ist etwas für euch, dann investiert gleich in gute Schuhe, die euch lange tragen werden, denn mit den günstigeren Modellen hat man wirklich nur ein bis zwei Monate Spaß.

Abgesehen davon lohnt sich ein Blick auf Instagram und die zahlreichen wunderbaren Tutorials und eine super tolle unterstützende Community. Und falls sonst noch Fragen auftauchen, dann schreibt mir gerne jederzeit.

Vielen Dank an Milla für das offene Gespräch und an Reebok für die spannende Kampagne! Pssst: Zu den neusten Reebok-Styles geht es hier.

Und wo kann man jetzt im Sommer in Leipzig gut skaten?

Auf der Rollschuhbahn in der Ludwig-Jahn-Straße 24 in Böhlitz-Ehrenberg. Dort kann man bei guten Wetter jeden Freitag von 18.30 Uhr bis ca. 20.30 Uhr Rollschuhe fahren, bei Musik und kühlen Getränken und für klein bis groß. Außerdem können die, die noch keine Rollschuhe haben, welche ausleihen.

Milla identifiziert sich als nichtbinär, d.h. nicht als ausschließlich männlich oder weiblich. Daher wird in dem Beitrag auf geschlechtsspezifische Pronomen wie „sie“ oder „er“ verzichtet.

Was andere Menschen antreibt, ihre Geschichten und persönlichen Erfahrungen, besonders von GründerInnen, interessieren Francis am Meisten. Auf LAYERS findet ihr daher zahlreiche Interviews mit spannenden Persönlichkeiten. Außerdem stellt euch Francis regelmäßig Designfavoriten, Kulturnews und Lieblingsorte vor.

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