Würdest du noch mal in der Elternzeit gründen, Franziska von INASKA?

Im Gespräch mit Franziska vom nachhaltigen Bikini- und Active Wear Label INASKA

Auf der Suche nach einem schicken und wenn möglich nachhaltigen Bikini bin ich via Instagram im vergangenen Jahr auf das deutsche Label INASKA aufmerksam geworden. Die farbenfrohen und sportlichen, aber dennoch detailverliebten Styles haben mich auf Anhieb genauso angesprochen wie das auf den Imagefotos gezeigte realistische Körperbild fernab von retuschierten Sixpacks und Size Zero. In meine Strandtasche eingezogen ist dann, inklusive passendem Höschen, das Bikinitop CHILL, dessen Träger sich auf unterschiedliche Arten tragen lassen und das super bequem ist.

Als mir nach der Geburt meines Sohnes vor einem halben Jahr nur noch wenige meiner alten BHs passten, griff ich auch im Alltag oft auf das Bikinitop zurück. Praktischer Weise hat INASKA auch die passenden Leggings im Sortiment und wer von euch schon mal ein Wochenbett (oder einen Pandemie-Lockdown..) hinter sich hat, weiß, dass man darin praktisch lebt. Auch jetzt im Mama-und-Business-Alltag sind die INASKA-Teile meine ständigen Begleiter. Natürlich laufe ich nicht im Bikini zum Bäcker oder fahre meinen Sohn spazieren. Aber, wenn ich zu Hause einfach Leggings und Top trage, braucht es nicht viel, um einen straßentauglichen Look daraus zu machen. Wie der aussehen kann, habe ich gemeinsam mit unserer LAYERS Fotografin Sophie Valentin festgehalten. (Fast alle der kombinierten Teile sind übrigens aus dem Leipziger Slow Fashion Store deepmello & friends.)

Doch wer steckt eigentlich hinter INASKA? Ich durfte FranziSKA, eine der beiden Gründerinnen, zum Zoom-Interview treffen und habe nicht nur spannende Details über die Gründung eines nachhaltigen Modelabels erfahren. Franziska hat auch sehr ehrliche Worte zu den Herausforderungen als Unternehmerin und Mama gefunden und verrät, was sie rückblickend anders machen würde.

Außerdem erfahrt ihr welchen, wie ich finde, super wertvollen und wichtigen Ratschlag Franziska jungen GründerInnen mit auf den Weg geben würde. Viel Vergnügen mit dem Interview.

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INASKA Gründerin Franziska Hannig.

Franziska, um dich etwas besser kennenzulernen, starten wir mit ein paar Entweder-oder-Fragen. Berge oder Meer?

Meer.

Yoga oder Joggen?

Joggen.

Lesen oder Serie?

Lesen.

Essen gehen oder selbst kochen?

Gerade in Coronazeiten ist die Sehnsucht nach dem Essen gehen etwas größer, aber ich entscheide mich für‘s selbst kochen.

Am Wochenende: Handy aus oder zwischendurch auch mal arbeiten?

Ich versuche schon das Handy wegzulegen, aber schaue dann doch ab und zu mal drauf. Selbst einmal durch Instagram scrollen oder das Mailprogramm öffnen, ist ja schon Arbeit.

Was hat dich dazu bewegt, INASKA zu gründen?

Meine Mit-Gründerin Katharina und ich haben lange nach einem Bikini-Oberteil gesucht, das funktional, ästhetisch und nachhaltig ist. 2016 gab es das so auf dem europäischen Markt noch nicht. Heute ist das natürlich anders. Wir wollten gemeinsam etwas Eigenes machen und aus diesem Eigenbedarf heraus, und bei mir zusätzlich aus dem Beachvolleyball getrieben, entstand unser Label.

Wie war es, das Label von Anfang an nachhaltig aufzustellen? Was war eure größte Hürde?

Die Produktion und das Material sind die größten Hebel bei der nachhaltigen Textilproduktion: der Standort, die CO2 Bilanz, die Arbeitsbedingungen. Da sind die europäischen Standards einfach deutlich höher als z.B. die in China und Co. Daher wollten wir unbedingt in Europa produzieren.

Die größte Herausforderung war unser fehlendes Netzwerk. Wir kamen überhaupt nicht aus der Branche und hatten dementsprechend keine Ahnung, wen wir in Hinblick auf die Produktion ansprechen können. Wir haben dann in LinkedIn- und Xing-Gruppen kommuniziert, dass wir eine Produktion für kleine Mengen suchen. So haben wir unseren ersten Produzenten aus Spanien gefunden. Mittlerweile sind wir in Portugal und sehr zufrieden. Das Material zu finden war vergleichsweise einfach. Econyl ist das nachhaltigste Material für Bademode und Funktionskleidung auf dem Markt.

Alles andere war relativ einfach. Als nachhaltige Verpackung verwenden wir eine Kombination aus Gras- und Altpapier. Wir drucken keine Flyer, verwenden kein Seidenpapier, benutzen keine Folie und wir versuchen alles so minimalistisch wie möglich zu machen – diese Dinge können wir gut steuern. Wir legen allen Bestellungen eine Postkarte mit 10 Tipps für ein besseres Leben mit weniger Plastik bei. Wir hoffen, dass unsere Kundinnen sich die an den Kühlschrank heften oder sie teilen.

Wie findet man als KonsumentIn denn heraus, ob ein Label wirklich nachhaltig ist?

Es ist wichtig zu schauen, wo produziert wird. Das heißt aber nicht, dass Europa das Nonplusultra ist. Auch in europäischen Ländern gibt es schwarze Schafe. Und andersherum gibt es auch in China und Indien sehr gute und faire Produktionen. Es ist immer spannend, wie offen das Unternehmen kommuniziert. Kann man das Land oder sogar die Stadt herausfinden, wo produziert wird? Gibt es Zertifizierungen? Z.B. den Öko Tex-Standard, der bezieht sich auf den Stoff. Dann gibt es den Global Recycled Standard, der bezieht sich auch auf das Material und gibt an, dass zertifiziertes recyceltes Material verwendet wurde. Bei INASKA haben wir z.B. ein Plug-In, welches unsere Lieferkette komplett transparent macht. Wichtig finde ich auch eine Preistransparenz, das wird es auch auf unserer Seite geben. Damit kann man nachvollziehen, wo welches Geld hingeht und wofür welches Geld gebraucht wird.

„Jede Firma hat eine Reichweite und damit auch eine Verantwortung!“

Die Teamkonstellationen und die Frauenquote sind auch interessant: Wie viele Männer und Frauen arbeiten im Unternehmen, wie ist hier das Gleichgewicht? Das gehört für mich auch zu fairen Arbeitsbedingungen dazu. Außerdem: Wird Verantwortung übernommen? Zeigt das Unternehmen ein gesundes Körperbild? Engagiert es sich im Umwelt- und Klimaschutz? Jede Firma hat eine Reichweite und damit auch eine Verantwortung!

Bei euch arbeiten vor allem Frauen. War das eine bewusste Entscheidung?

Wir sind jetzt sieben Frauen. Am Anfang hat sich das immer so ergeben. Wir haben einfach tolle Frauen kennengelernt, die wir in unserem Team haben wollten. Wäre da ein Mann dabei gewesen, der uns überzeugt und in unseren Bereich gepasst hätte, hätten wir den auch eingestellt. Da wir Damen-Bademode produzieren, ist es natürlich auch naheliegend, da wir die Erfahrungen, Wünsche und Bedürfnisse von Frauen brauchen. Umso mehr Frauen wir im Team sind, desto mehr Bedürfnisse können wir im Bereich Bademode einbeziehen.

Habt ihr vor, euer Sortiment zu erweitern?

Ja, wir würden gerne noch in den funktionalen, warmen Bereich gehen und auch den Herbst/Winter mit Active Wear bedienen. Außerdem möchten wir eine Kinderkollektion auf den Markt bringen. Damit erweitern wir nicht nur die Kategorie, sondern auch die Zielgruppe. Wir denken auch über ein zweites Standbein nach: Nachhaltige Unternehmensberatung. Wir arbeiten an einer digitalen Plattform, um mehr in Aufklärungsarbeit zu leisten. Da wird sicherlich in den nächsten 1-2 Jahren etwas von uns kommen.

„Ich musste mich einerseits in die Mutterrolle einfinden und andererseits in die Gründerinnenrolle.“

Du hast in der Elternzeit gegründet. War das ein guter Zeitpunkt?

Die Idee mit der Selbstständigkeit kam schon vor der Familienplanung. Ob das ein guter Zeitpunkt war? Wenn ich zurückblicke, würde ich nein sagen. Ich musste mich einerseits in die Mutterrolle einfinden und andererseits in die Gründerinnenrolle. Hätte ich noch einmal die Chance, würde ich mir erst ein Jahr Zeit für mein Baby nehmen und dann die Firma gründen. So hätte ich genug Zeit, um herauszufinden, was für eine Mama ich sein möchte. Nach einem Jahr ist das Baby zwar immer noch klein, aber dann hätte ich z.B. mit der KiTa mehr Entlastung gehabt. Der Zeitpunkt war also nicht ideal, aber es gibt auch keinen perfekten Zeitpunkt. Man muss einfach anfangen und das Beste daraus machen. Wer weiß, wie es gewesen wäre, hätte ich früher oder später gegründet.

Was war denn rückblickend die größte Herausforderung?

Ich glaube das Schlimmste war am Anfang zwischen zwei Stühlen zu stehen. Ich hatte das Gefühl, ich werde keinem gerecht. Aber gerade bei zwei so wichtigen Rollen ist es umso wichtiger, sich auf eine voll zu konzentrieren und dann später mit der anderen zu starten.

„Ich hatte das Gefühl, ich werde keinem gerecht.“

Wie war es dann später bei deinem zweiten Kind?

Ganz anders. Da habe ich mich am Anfang bewusst sehr stark herausgenommen. Vor allem die ersten zwei Wochen, da war ich eigentlich nur im Bett und habe die Zeit mit dem Baby verbracht. Die ersten drei Monate bin ich es ganz langsam angegangen. Danach ging es mir wieder gut und ich war fit und konnte die Arbeit parallel erledigen. Viele Dinge wie zum Beispiel das Stillen hatte ich beim zweiten Mal auch viel besser im Griff. Und wenn das Baby geschlafen hat, konnte ich das entweder auch tun oder, wenn ich fit war, nebenbei im Bett arbeiten. Das hat echt gut funktioniert.

Auf eurem Instagram-Kanal schreibt ihr: „We believe, that fashion is more than getting dressed.“ Was ist Mode für dich persönlich?

Für mich persönlich hat sich das Verständnis von Mode sehr entwickelt. Bis zur Geburt meiner Kinder war ich sehr konsumorientiert und fand es toll, ein Paket zu bekommen, es auszupacken und die Sachen anzuziehen. Ich war noch lange nicht so weit, dass diese Sachen auch second hand sein können oder nachhaltig produziert. Der große Shift kam durch die Gründung von INASKA und meine Kinder. Da hat Mode für mich nochmal einen anderen Stellenwert bekommen. Ich habe darüber nachgedacht, ob Kleidung funktional ist und ob ich das Teil hybrid einsetzen kann, sodass ein Kleidungsstück auch mehrere Funktionen bekommen kann. Mittlerweile denke ich auch, dass das was du trägst, deine Werte vertritt. Die bewusste Entscheidung für second hand oder nachhaltige Produktionen ist schon ein Statement für eine nachhaltige und bewusste Lebensweise.

„Durch meine Kinder hat Mode einen anderen Stellenwert für mich bekommen.“

Du hast gerade diesen hybriden Ansatz erwähnt, der ja auch bei euren Leggings- und Topkombinationen sehr gut umsetzbar ist. Hast du aus eurem Sortiment ein Lieblingsteil oder eine Lieblingskombi, die du oft trägst?

Jetzt zum Beispiel trage ich das PURE Top. Das ist ein Komfort-Teil und super bequem. Andererseits kannst du es auch zu intensiven Sporteinheiten tragen, wie z.B. zum Beachvolleyball. Das zweite ist das CHILL Top, ein Bikini-Top mit filigranen Trägern, die man in verschiedenen Varianten verstellen kann. Das trage ich viel unter anderen Sachen oder auch zum Beachvolleyball. Am meisten trage ich die Farbe schwarz.

„Früher habe ich abends noch sehr viel gearbeitet, das mache ich nicht mehr.“

Was tust du nur für dich?

Für mich ist es wichtig in den 24 Stunden am Tag einen Cut zu machen. Von 9 bis 16 Uhr arbeite ich. Dann kommt der Cut und ich bin wirklich nur noch bei den Kindern. Früher habe ich abends noch sehr viel gearbeitet, das mache ich nicht mehr. Ich habe gemerkt, dass das unglaublich viel Kraft zieht. Für mich war es wichtig zu sagen, dass die Arbeitszeit reicht. Die Kinder müssen nicht mitbekommen, wie ich am Laptop sitze oder das Handy in der Hand habe. Das musste ich aber auch erstmal lernen. Um abzuschalten ist für mich das Effektivste der Sport, Beachvolleyball. Da bin ich voll bei mir und die Arbeit ist nebensächlich.

„Du schaffst nicht alles allein und du bist ohne Hilfe langsamer.“

Welchen Ratschlag würdest du jungen GründerInnen mitgeben?

Generell sollte man Dinge nicht zu weit aufschieben, sondern einfach mal machen. Man macht so oder so Fehler, irgendwann muss man anfangen. Und was ich gemerkt habe: Mach es vielleicht nicht allein. Wenn du die Möglichkeit hast, mit jemandem zusammen zu gründen, ist es einfacher. Nutze außerdem dein Netzwerk und suche dir nicht zu spät Experten. Traue dich früher, dir Hilfe zu holen, denn du schaffst nicht alles allein und du bist ohne Hilfe langsamer. Mach das, was du am besten kannst zuerst und hole dir für die Sachen, die du nicht kannst, Hilfe.

Vielen Dank für das tolle Gespräch, Franziska, und viel Erfolg weiterhin mit INASKA!

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Pssst: Noch mehr Design-Inspiration findet ihr in unserer Kategorie Design. In diesem Interview erfahrt ihr zum Beispiel mehr über nachhaltige und sehr schicke Bettwäsche.

Was andere Menschen antreibt, ihre Geschichten und persönlichen Erfahrungen, besonders von GründerInnen, interessieren Francis am Meisten. Auf LAYERS findet ihr daher zahlreiche Interviews mit spannenden Persönlichkeiten. Außerdem stellt euch Francis regelmäßig Designfavoriten, Kulturnews und Lieblingsorte vor.

1 Comment

  1. Jasmin

    Tolle Einblicke in die Entstehung des Labels! Ich wünsche den beiden weiterhin viel Erfolg auf ihrem Weg.

    Lg Jasmin

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