dienacht

Wir stellen vor: Grafikdesigner & Magazinherausgeber Calin Kruse

Nach unserem letzten Local Hero, der Maskenbildnerin Stefanie Mellin, geht es nun mit unserer Serie weiter und wir stellen Euch den nächsten kreativen Leipziger vor. Calin Kruse hat in Trier und Mannheim studiert und wohnt nun seit ein paar Jahren in Plagwitz, direkt am Karl-Heine-Kanal. Hier fühlt er sich wohl und hat den Freiraum, seiner Arbeit nachzugehen. Calin ist Grafikdesigner, hat einen eigenen Verlag gegründet und ist Herausgeber des Independent Fotomagazins „dienacht“, das 2 mal im Jahr erscheint. Wir haben ihn zum Interview in seiner Plagwitzer Wohnung getroffen und erfahren, wie das Magazin entstanden ist, was Calin an der Nacht fasziniert und warum er keine Pläne für die Zukunft hat.

Die Nacht Calin Kruse

Calin, wer bist Du und was machst Du?

Ich bin Grafikdesigner und habe in Mannheim und Trier studiert. Ich fotografiere auch sehr viel, aber eher nebenbei, nur für mich. Manchmal erstelle ich daraus Bücher in kleinen Auflagen. Vor 8 Jahren habe ich während meines Studiums mein erstes größeres Projekt realisiert. Seitdem erscheint das Magazin „dienacht“ 2x jährlich. Am Anfang gab es nur das Magazin, danach auch Ausstellungen mit Fotografen aus dem Magazin. Später kamen auch Leute auf mich zu, die das Magazin kannten und ich wurde für Gastvorträge an Hochschulen angefragt. Irgendwann habe ich dann entschieden, einen kleinen Ein-Mann-Verlag zu gründen, denn in einem Magazin konnte ich immer nur eine bestimmte Anzahl von Arbeiten zeigen und niemals die ganze Serie. Der Verlag hat es dann ermöglicht auch größere Projekte zu veröffentlichen. Es sollte eine Spielwiese sein für kreative Experimente mit Papier, Formaten und Bindungen. Jedes Projekt muss seine eigene Sprache finden, es geht immer wieder bei Null los und entwickelt sich dann. Es muss auch nicht immer ein gebundenes Buch sein, es kann auch mal nur ein kleines Heft entstehen oder eine Box mit Prints.

 Eine Spielwiese  für kreative Experimente mit Papier, Formaten und Bindungen.

Welches Konzept steckt hinter Deinem Magazin „dienacht“?

„dienacht“ ist ein persönliches Magazin für künstlerische Fotografie abseits des Mainstream. Manchmal mit Arbeiten von ganz bekannten Fotografen, manchmal aber auch völlig unbekannte oder Studenten. Die Bekanntheit ist mir völlig egal, was mir gefällt, wird veröffentlicht. Auch Künstler, Illustratoren und Grafikdesigner können dabei sein. Es ist eine Mischung aus alledem, aber Fotografie ist schon ein Schwerpunkt. Jedes Magazin soll so vielfältig wie möglich gestaltet sein. Es gibt z.B. immer Reportagen, Landschaften und Menschen. Letztere spielen eine große Rolle. Jedes Magazin hat auch viel mit mir zu tun, je nach meiner Stimmung setzen sich die einzelnen Teile zusammen. Am Ende muss es vielfältig sein und für mich ein rundes Konzept ergeben. Es gibt keine Themen. Am Anfang suche ich mir ein bis zwei Fotografen nach Bauchgefühl, die ich anschreibe. Und wenn die zusagen, wird der Rest drum herum gebaut.

Die Nacht Calin Kruse

Wie ist „dienacht“ entstanden?

Während meines Studiums habe ich mit einer Freundin zusammen ein kleines Heft mit fotokopierten Seiten gemacht, es hieß „Rough“ und ging darum, dass man alles was man so im Kopf hatte auf Papier bringt. Es hatte gar keinen künstlerischen Anspruch, sondern ging nur darum, etwas zu machen. Es war komplett analog, nichts wurde am Computer bearbeitet, die komplette Schrift wurde auch an der Schreibmaschine geschrieben. Irgendwann war mir das nicht mehr genug. Ich wollte ein richtiges Magazin machen und es gab damals noch nichts ähnliches wie „dienacht“.  Vor 8 Jahren war die Independent Szene noch sehr überschaubar. Ich wollte gerne Arbeiten zeigen, die zeitlos sind, sie müssen keinen künstlerischen Anspruch haben, sondern mir einfach gefallen, da ich ein sehr visueller Mensch bin. Die Arbeiten können zwar ein Konzept haben, aber das ist eher zweitrangig.

Die Nacht macht sichtbar, was am Tag verborgen bleibt.

Was bedeutet der Name „dienacht“ für Dich?

Ich mag die Nacht an sich. Ich mag es, wenn es dunkel ist, dann gehe ich gerne raus und streune herum. Die Nacht macht sichtbar, was am Tag verborgen bleibt. Man nimmt Dinge anders wahr und ist selbst ganz anders. Ich fühle mich davon inspiriert. Daher soll auch das Magazin für Inspiration und Input stehen.

Bist Du auch ein Nachtmensch und arbeitest nachts lieber?

Ich bin glaube ich schon eher ein Nachtmensch, aber ich kann auch am Tag ganz gut arbeiten. Wenn etwas fertig werden muss, kann ich aber auch schon mal bis um 4 oder um 5 Uhr früh durcharbeiten. Vor allem bin ich nachts aber auch gerne draußen unterwegs, gerade im Sommer.

Wovon lässt Du Dich für das Magazin inspirieren?

Ich halte die Augen immer offen und entdecke viele Fotografen im Web, auf Fotofestivals oder Ausstellungen und wenn ein neues Magazin ansteht, gucke ich sie mir noch mal an und schaue was gerade passt. Zudem bekomme ich viele Bewerbungen, da sind auch immer interessante Sachen dabei. Ich entscheide dann instinktiv, was in die nächste Ausgabe kommt.

Was hast Du für die Zukunft geplant?

Gar nichts. Ich will gar nichts planen, da so viele Dinge spontan passieren. Ich denke, wenn ich etwas planen würde, würde ich mich selbst einschränken. Ich möchte mir alle Möglichkeiten offen halten, zu tun, was ich gerade gerne tun möchte. Wenn es sich irgendwann nicht mehr gut anfühlt, die Magazine und Bücher zu machen, möchte ich mir offen halten, noch etwas anderes zu tun.

Die Nacht Calin Kruse

Warum bist Du nach Leipzig gekommen?

Aus keinem bestimmten Grund. Ich mochte die Stadt einfach. Schon als ich das erste Mal hier war, dachte ich „Da will ich hin“. In Trier, wo ich studiert habe, wollte ich nicht bleiben, also stand die Entscheidung, nach Leipzig zu gehen, relativ schnell fest.

Wo ist Dein liebster Ort in Leipzig?

Ich mag es, dass es in Leipzig noch so offen und frei ist und es viele Orte gibt, die einfach nichts sind und die man entdecken kann. Sehr gerne bin ich z.B. am Lindenauer Hafen, obwohl da gerade viel gebaut wird. Ansonsten laufe ich gerne einfach herum, im Park oder Wald oder entdecke alte, verlassene Gebäude.

Danke für das spannende Gespräch, Calin!

Die aktuelle sowie ältere Ausgaben von „dienacht“ könnt ihr hier im Online Shop bestellen.

 

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