„Ich kann mir das Bier leisten, weil ich die Sache mit der Vaterschaft ernst nehme.“ – Interview mit Clint Lukas

Vom „hart feiernden“ Typen zum „liebevoll erziehenden“ Papa: Kann diese Transformation gelingen und wenn ja, wie? In unseren April-Favoriten stellte LAYERS Redakteur Richard bereits kurz das Buch „Cool trotz Kind“ von Clint Lukas vor. In kurzen, witzigen Anekdoten und Beobachtungen beschreibt der Berliner Autor genau diese Verwandlung und zeigt, warum sich cool und Papa sein nicht unbedingt ausschließen müssen. Richard hat das Buch gelesen und Clint ein paar Fragen gestellt.

Der eine oder die andere wird sich vom Titel deines Buchs bereits provoziert fühlen. Was bedeutet „cool“ für dich? Und warum schaffen die meisten Eltern das offenbar nicht?

Ich halte nicht viel von all den überzogenen Anforderungen, die Mütter und Väter angeblich erfüllen müssen. Deshalb käme ich nicht auf die Idee, dass sie zu allem Überfluss auch noch cool sein müssen, das wäre ja noch schöner. Es geht eher darum, sich nicht verrückt machen zu lassen. Cool zu bleiben.

Okay, soll dein Buch also eine Art Ratgeber für mehr Gelassenheit sein?

Ich würde es eher als eine Art Gegenratgeber bezeichnen. Eine gute Ergänzung zu all den pädagogisch wertvollen Ratgebern von Menschen mit echter Expertise. Die sicher ihre Berechtigung haben, dabei aber meistens bierernst daherkommen. Ich bin dann eher derjenige, der für die Lacher sorgt.

Das habe ich im Buch schon bemerkt. An einigen Stellen scheinst du dich selbst immer wieder daran erinnern zu wollen: „Bloß keine Tipps!“ Warum ist dir das so wichtig?

Tja, ich nehme mich selbst eben einfach nicht so ernst. Ich will weder mich noch andere mit Ratschlägen sabotieren, denn: Wer bin ich denn schon?

Ich erzähle meine eigene Geschichte und darin liest sich leicht ab, was meine Überzeugungen und meine Anforderungen an das Elterndasein sind.

Manchmal gelingt es mir, ihnen gerecht zu werden, manchmal scheitere ich. Wie das im Leben so ist.

Meine Frau hat dein Buch auf meinen Schreibtisch gesehen und musste zunächst lachen, nach den ersten Seiten war sie sauer. Sie sagte: „Warum sollen Männer wie dieser Autor jetzt schon einen Gang runterschalten, wenn sie doch gerade erst begonnen haben, ein paar erste Handgriffe im Haushalt zu übernehmen?“ Kannst du diese Kritik nachempfinden?

Keine Ahnung wie du das bei dir regelst, aber meine Freundin und ich haben uns die Carearbeit von Anfang an komplett aufgeteilt. Ich kann nicht mehr tun, als mit gutem Beispiel voranzugehen. Muss mir aber auch keinen Orden an die Hemdbrust pinnen.

Ich bin doch kein Vertreter irgendeiner Männerlobby.

Man kann im Buch glaube ich gut zwischen den Zeilen lesen, dass ich von Männern, die ihre Frauen alles machen lassen, nichts halte.

Gut. Der Eindruck entsteht, da du schon auf dem Backcover damit wirbst, dir auf dem Spielplatz gern auch mal ein Bier zu gönnen. Ich glaube, viele Frauen denken sich dann: Dem Typen würde ich mein Kind niemals überlassen.

Ich habe auch kein Interesse daran, dass Frauen mir ihre Kinder überlassen. Mir reicht mein eigenes. Und das mit dem Bier auf dem Spielplatz kann ich mir leisten, weil ich die Sache mit der Vaterschaft an vielen anderen Stellen sehr ernst nehme. Aber ich kann die Kritik natürlich verstehen. Es ist kein Problem für mich, zu provozieren. Hauptsache, man ist dabei unterhaltsam.

Dein Buch ist gerade erst erschienen. Wer denkst du, gehört zu den ersten Lesenden?

Ich komme gerade von meiner ersten Lesung in München. Da waren hauptsächlich Frauen im Publikum und die haben alle herzlich gelacht.

Im Buch bleibst du bei deinen eigenen Geschichten. Denkst du, es gibt noch mehr Väter oder Mütter, die die Sache so entspannt angehen wie du?

Um ehrlich zu sein, komme ich mir damit schon eher allein vor. Gerade jetzt, wo ich in diese öffentliche Eltern-Bubble vorstoße und die entsprechenden Reaktionen kriege. Das scheint mir ein eifersüchtig gehütetes Feld zu sein. Auch die Kolumne beim Stadtblog MitVergnügen Berlin mit dem gleichen Titel hat immer ziemlich hohe Wellen geschlagen in den Kommentaren.

Aber es gibt auch positive Reaktionen, die mir zeigen, dass es viele Eltern gibt, die sich genauso wenig verrückt machen lassen wollen wie ich.

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Glaubst du, dass der eine oder andere Mittzwanziger mit dem Lebensziel „für immer cool bleiben“ sich durch dein Buch vielleicht doch noch an das Kinderthema heranwagen könnte?

Ehrlich gesagt, ist es mir schnurzpiepegal, ob irgendwer Kinder bekommt. Aber wenn es dem einen oder anderen hilft, warum nicht? Zielgruppe des Buches sind für mich allerdings nicht nur Männer. Nicht mal nur Eltern, oder Menschen mit Kinderwunsch. Ich glaube, ich habe es so allgemeingültig geschrieben, dass alle es lesen und Spaß daran haben können.

Einen praktischen Tipp von dir hätte ich dann gern doch noch. Was empfiehlst du Frauen, die ihren männlichen Partner gern gleichberechtigt in die Carearbeit einbinden würden?

An erster Stelle steht die richtige Partnerwahl, würde ich sagen. Und ein bisschen Zeit zum Kennenlernen, ehe man sich ins Kinderkriegen stürzt. Bevor die Beziehung dann aber wegen Problemen bei der Arbeitsaufteilung nur noch in Streit und Nörgelei münden, sollte man sich aus meiner Sicht am besten trennen. Ist besser für alle.

cool trotz kind“ von Clint Lukas ist am 3. April 2023 bei Gräfe/Unzer als Softcover mit 192 Seiten für 17,99 EUR erschienen. Verlagstext: „Die schonungslos offenen Life-Hacks für ein Leben zwischen Party und Kita vom erfolgreichen Kolumnisten und Lebemann Clint Lukas.“

Als Autor und freier Journalist ist Richard mit der Forschung am guten Leben beschäftigt. Er war Mitgründer des transform Magazins und arbeitete dort in der Chefredaktion bis 2019. Anschließend erschien von ihm das Taschenbuch Landreisen. Weitere Veröffentlichungen von Richard sind zu finden bei GEO Saison, der Freitag oder ze.tt (ZEIT Online). Für LAYERS schreibt er über aufregende Reisen, die Schönheit der Langsamkeit im Alltag und das Leben als frisch gebackener Papa.

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