„Work hard, play hard ist ein veraltetes Konzept.“

Selbst & Ständig – Interview mit Creative Director und Influencerin Elina Dietrich

Mit dem Modedesignstudium zum Creative Director, Content Producer und Influencerin: Nach mehreren Jahren und vielen Stationen in Festanstellungen, ist Elina unzufrieden und ausgebrannt – und wagt den Schritt in die Selbstständigkeit. Was es dafür braucht? Laut Elina, Vertrauen, weise Väter, unterstützende Freunde und einen guten Businessplan. Der ist bei Elina aufgegangen: Heute kann sie sich als Gründerin des Online Magazins Bare Minds und der Kreativagentur FAELD bezeichnen.

Doch auch die Selbstständigkeit bringt Herausforderungen mit sich. Wie lernt man, Berufliches und Privates zu trennen? Was macht man, wenn man mal krank wird? Und wie motiviert man sich selbst an schlechten Tagen? Elina hat in den letzten Jahren viel dazugelernt und teilt ihre wertvollen Erfahrungen mit uns!

Im Interview erfahrt ihr, warum Elina auf einen Business Plan schwört, was sie macht, wenn es mal nicht so läuft und, wie sie den Social-Media-Druck von sich genommen hat.

Elina, als was und seit wann arbeitest du selbstständig?

Neben meinem Online Magazin Bare Minds, welches ich 2016 gegründet habe, bin ich auch als Creative Director und Content Producer und Influencer- und Social Media Managerin tätig. Zusammen mit meinem Mann habe ich die Kreativagentur FAELD gegründet. Durch unsere Erfahrungen aus den Bereichen PR und Online Marketing können Kunden ein 360 Grad Paket bei uns buchen.

Wir kreieren stilvoll inszenierte Stimmungen, echte Emotionen und erschaffen Bildwelten, die inspirieren und bewegen.

Ich übernehme den kreativen Part bei uns und bin für Aufgaben wie Content Produktion und Art Direktion und Content Strategie zuständig, zudem bieten wir durch unsere geballte Power an Know-How auch Brand Consulting an und betreuen Kunden im Bereich Influencer – und Social Media Marketing sowie Podcast Marketing.

Was hast du vorher gemacht?

Nach meinem Modedesign Studium habe ich bei einem Praktikum gesehen, wie wichtig der Marketing-Part ist und habe mich bei einer PR Agentur in Berlin beworben. Aus einem weiteren Praktikum wurde ein Volontariat und daraus aufregende sieben Jahre in der PR. Das war eine wichtige Zeit mit spannenden Projekten für Kunden wie Converse, BMW, New Balance und Wrangler – das war eine verrückte aber auch sehr lehrreiche, wilde und schöne Zeit für mich, nicht nur in Bezug auf mein Know-How, Projektsteuerung und Team Lead. Es war eine gute Schule, denn ich habe alle Stationen von Praktikum, Assistenz, Manager bis zur Projektleitung, Leitung und Senior absolviert. Dadurch kannte ich alle Abläufe sehr gut und war fit und gut vorbereitet für meine Selbständigkeit.

Warum hast du dich dazu entschlossen selbstständig zu arbeiten?

In meiner dritten Station der Festanstellung fand ich den Ablauf der Prozesse nicht ganz optimal.

Ich war ausgebrannt, unzufrieden und auch nicht mehr erfüllt in meinem Job.

Mein Vater ist sein ganzes Leben selbständig und sagte damals zu mir: „Ich freue mich am Sonntag auf den Montag und ich liebe meine Arbeit!“ Dieser Satz brannte sich in meinen Kopf ein und gab mir Mut für den Weg der Selbständigkeit.

Wie hat dein Umfeld reagiert?

Ich habe relativ viele Freunde, die selbständig sind, es gab also kaum jemanden, der Bedenken hatte. Außerdem habe ich selber keine Zweifel gehabt und ich denke, das ist das Allerwichtigste – der Glaube und das Vertrauen an mich selbst sind essentiell für diesen Schritt.

Natürlich bringt die Selbständigkeit neue und andere Aufgaben mit sich und ist bei weitem nicht so easy wie ein Job in einem Unternehmen, wo man sich zum Beispiel um die Finanzbuchhaltung oder die Altersvorsorge nicht groß kümmern muss.

Ich war selber relativ entspannt und mir war klar, wenn das nicht funktioniert, dann kann ich immer wieder zurückgehen – dieser Glaube an mich selbst und natürlich Plan B, waren meine Sicherheit.

Hattest du einen Business Plan?

Den hatte ich und es war die beste Entscheidung, ihn zu machen. Ich würde jedem raten, einen Business Plan zu machen. Es ist ein sehr gutes Tool auch für die Positionierung und Strukturierung. So kann man seine Aufgaben, die Zielgruppe, Ausrichtung und den finanziellen Teil für sich definieren und hat eine Art Road-Map für das erste Jahr, was meiner Meinung nach super wichtig ist. Ich finde damit legt man die Basis für sein Business, vor allem für das Marketing und setzt den Fokus auf bestimmte Kunden, macht nicht wahllos unnötige Aufgaben oder nimmt nicht Jobs an, die einen nicht voranbringen. Ich finde gerade in der Anfangszeit ist es unheimlich wichtig, sich richtig zu positionieren.

Gibt es einen Bereich, den du vorher unterschätzt hast?

Da gibt’s tatsächlich mehrere Bereiche, die ich unterschätzt habe. Buchhaltung, Marketing und Sales gehören ebenfalls zu den wichtigsten Parts der Selbständigkeit, die man nicht vergessen sollte. Am meisten habe ich jedoch die strikte Trennung der beruflichen von der privaten Zeit total unterschätzt. Als Selbständige kann man immer arbeiten, schließlich ist man der eigene Chef und möchte jeden Tag Gas geben. Mittlerweile bin ich allerdings davon überzeugt, dass ich nicht jede freie Minute mit der Arbeit verbringen muss, auch wenn sie mir unheimlich viel Spaß bereitet. Das kann auch nach hinten losgehen, man kann krank werden und die Leidenschaft verlieren. Auch das musste ich erstmal lernen. Seit mir das bewusst ist, fällt mir immer mehr auf, dass das Thema Stress im heutigen Zeitalter zu einem Statussymbol geworden ist.

Gestresst zu sein, viele Projekte und eine volle To-Do-Liste zu haben, scheint den Menschen ein Gefühl von Erfolg zu vermitteln.

Für mich sind echte Pausen und Urlaube ohne E-Mails und Co ein echter Luxus. Nur so kann ich meine Akkus wieder aufladen, neue Energie tanken und Ideen für Projekte entwickeln. Work hard, play hard ist ein veraltetes Konzept. Ich bin mein wichtigstes Tool und wenn ich nicht gut funktioniere, erschöpft und motivationslos bin, bringt mir ein überquellender Arbeitstisch auch nichts. Das musste ich aber erst nach fünf Jahren Selbständigkeit lernen, um zu begreifen, dass man auf lange Sicht mehr davon hat, als 24/7 durch zu powern.

Gibt es Tage, an denen du deine Entscheidung bereust?

Bis heute gibt es keinen einzigen Tag.

Was machst du, um motiviert zu bleiben, auch, wenn es mal nicht so läuft?

Eine Pause einlegen. Wenn ich mal an einem Tag wenig Motivation habe oder mir die kreativen Ideen fehlen, mache ich eben eine Pause. Mache Yoga oder setzte mich in ein Café oder mache eine andere Aufgabe. Dann bin ich am nächsten Tag umso motivierter und schaffe es tatsächlich sogar, die Zeit vom Vortag aufzuholen. Ich habe gemerkt, dass ich mich an Tagen, an denen es nicht läuft, nicht zwingen kann. Das ist nur eine Qual und bringt mir nur Frust und Unzufriedenheit am Abend.

Du verbringst beruflich bedingt sicher viel Zeit auf Social Media, dein Mann unterstützt dich bei der Produktion von Fotos etc. Fällt es dir manchmal schwer abzuschalten und das Berufliche vom Privaten zu trennen?

Anfangs nicht, dann schon und dann habe ich gelernt, richtig mit meinem Job auf Social Media aktiv zu sein. Man muss lernen, damit umzugehen und für sich eine gute Lösung finden. Die meisten meiner Freunde haben beruflich nichts mit Social Media zu tun, es kommt daher auch mal vor, dass ich an einem Sonntag nur im realen Leben bin. Das ist mittlerweile total okay für mich. Früher hätte ich mir total Druck gemacht und hätte dann nochmal am Sonntagabend eben irgendwas produziert und hochgeladen.

Wie gehst du mit Ausfall durch Krankheit um und wie kümmerst du dich um deine Altersvorsorge?

Ausfälle durch Krankheit gehören natürlich auch dazu und werden durch eine gute Kalkulation des Honorars bzw. Stundenlohns mit abgedeckt. Als Freelancer muss man vorausschauend arbeiten, dazu gehört natürlich nicht nur das Einplanen von Urlaub, der unbezahlt ist. Kranktage, Mutterschutz/Elternzeit und auch die Altersvorsorge müssen einkalkuliert werden. Ich habe in meinem Business Coaching, als ich meinen Business Plan gemacht habe, gelernt, wie wichtig es ist, von Anfang an ein faires Honorar zu verlangen. Damit sollten aber auch Tage, an denen ich kein Geld verdiene, abgedeckt werden, wie zum Beispiel Buchhaltung, Sales und Akquisen, Urlaubs- und Krankentage.

Was ist für dich der größte Vorteil deiner selbstständigen Arbeit?

Den Tag nach seinem Gusto gestalten zu können, ist für mich der größte Vorteil. Da gehört eben alles dazu – von überall arbeiten zu können, zum Beispiel. Natürlich gilt das nicht für alle Branchen, aber für meine funktioniert das aktuell gut.

Welche Tipps hast du an alle, die auch überlegen, sich selbstständig zu machen?

Durchhalten und nicht aufgeben, wenn es mal schwierig wird und auf keinen Fall nach links und rechts schauen. Immer das Ziel vor Augen haben, es wird ein Tag kommen, an dem sich alles auszahlt.

Vielen Dank für deine spannenden Antworten und weiterhin alles Gute für dich, Elina!

Elinas Online Magazin Bare Minds ist ein Must-Read für alle Beauty-EnthusiastInnen. Schaut euch gern auch ihre Kreativagentur FAELD an. Auf Instagram könnt ihr Elina unter bare_minds finden.

Was andere Menschen antreibt, ihre Geschichten und persönlichen Erfahrungen, besonders von GründerInnen, interessieren Francis am Meisten. Auf LAYERS findet ihr daher zahlreiche Interviews mit spannenden Persönlichkeiten. Außerdem stellt euch Francis regelmäßig Designfavoriten, Kulturnews und Lieblingsorte vor.

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