Wir stellen vor: Designerin Nora von Pikfine
Als wir vor ein paar Wochen an einem verregneten Sonntag auf der Suche nach ein wenig Schmuckinspiration waren und euch auf Instagram nach euren liebsten Labels gefragt haben, wurden wir regelrecht überschüttet mit fantastischen Tipps! Wir haben uns alle davon genauer angeschaut und wirklich einige echte Perlen und Schätze gefunden.
Diese möchten wir euch nicht vorenthalten und so stellen wir euch heute eines der von euch empfohlenen Labels vor. Pikfine ist eine kleine Manufaktur aus dem schönen Köln und wurde von den beiden Schwestern Nora und Clara im Jahr 2011 gegründet. Aufgewachsen sind die beiden auf dem Land und wurden schon früh von ihren Eltern für Themen wie Naturschutz und Nachhaltigkeit sensibilisiert. So ist es kein Wunder, dass sie auch bei der Produktion ihrer Schmuckstücke und Leder-Accessoires ein genaues Auge auf die Herkunft der Materialien und eine umweltschonende Herstellungsweise haben. Mit viel Leidenschaft und Kreativität entwickeln die beiden individuelle Stück, die einem lange Freunde bereiten und zu treuen Begleitern werden sollen.
Nachdem wir eine gefühlte halbe Ewigkeit im Onlineshop der beiden Schwestern gestöbert haben, haben wir Designerin Nora ein paar Fragen gestellt, die sie uns im Interview beantwortet hat. Nora verrät, wie Leder nachhaltig sein kann, wie es ist mit seiner eigenen Schwester zusammenzuarbeiten und warum sie ein Etui für Kopfhörer entworfen hat. Viel Vergnügen:
Was macht eure Accessoires besonders?
Das Besondere an unseren Accessoires ist, das sie fair und nachhaltig und ausschließlich in Deutschland und der EU produziert werden. Sie sind schlicht und zeitlos und folgen keinem aktuellen Trend. Wir produzieren bewusst saisonunabhängig und verwenden hochwertige Materialien. Durch diese Aspekte entstehen handgefertigte Lieblingsstücke, die den Träger lange Zeit begleiten können.
„Unsere Accessoires sind schlicht und zeitlos und folgen keinem aktuellen Trend.“
Ihr setzt euch seit mehr als 7 Jahren für Nachhaltigkeit ein. Wie kam euch dieser Gedanke und warum ist die faire Produktion eurer Produkte so ein wichtiger Bestandteil für euch?
Ich habe nachhaltiges Design an der Ecosign/Akademie für Gestaltung in Köln studiert und mich schon die letzen Jahre stark mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandergesetzt. Meine Schwester und ich sind zudem schon von Kleinauf von unseren Eltern für die Umweltproblematiken sensibilisiert worden. Am Anfang unserer Selbstständigkeit stand dann unser Interesse an Design und Mode in direktem Kontrast zu unseren Erfahrungen und Werten. Umweltschädliche Herstellungsverfahren, Ausbeutung von Arbeitskräften, oftmals minderwertige Qualität und so gut wie überhaupt keine Transparenz was den Ursprung der Produkte angeht. Obwohl sich in den letzten Jahren viel im Bereich von fairer Mode bewegt hat, ist diese Entwicklung, insbesondere im Accessoire Bereich, leider gerade erst am Anfang. Genau das wollten und wollen wir ändern!
Was sind die Besonderheiten der von euch verwendeten Materialien?
Wir verwenden für unsere Leder-Kollektionen ausschließlich ökologisch gegerbtes Qualitätsleder aus Deutschland. Nicht nur der Gerbprozess, sondern auch die Rohware ist Made in Germany. Seit einiger Zeit verwenden wir Leder, welches mit Olivenblättern gegerbt wird, das ist eine besondere Innovation auf dem Gebiet der Lederherstellung. Unsere Lederprodukte sind entweder „TerraCare“ zertifiziert oder mit dem “Blauen Engel” ausgezeichnet. Unser Schmuck wird ebenfalls ausschließlich in Deutschland und der EU hergestellt, wobei kurze Lieferwege garantiert werden- vom Einschmelzen der Edelmetalle, über den Schmuckguss, bis hin zum Löten, Galvanisieren, Polieren und Veredeln der Schmuckstücke. Das Material das verwendet wird, ist 925er Silber (vergoldet) oder recyceltes Silber und unsere Schmuckstücke sind alle mit einem extra Anlaufschutz überzogen, wodurch sie besonders langlebig sind und unschönen Verfärbungen vorgebeugt wird.
In eurem Shop verkauft ihr Taschen und Accessoires aus Leder. Funktioniert das überhaupt nachhaltig?
Nachhaltigkeit bedeutet „Langlebigkeit“. Kein anderes natürliches Material zur Accessoireherstellung weist eine so hohe Strapazierfähigkeit und Langlebigkeit auf wie Echtleder. Für uns ist die Verwendung von Leder kein Widerspruch zu nachhaltigem Handeln. Genau das Gegenteil ist der Fall. Die von uns verwendeten Rohhäute sind ein Abfallprodukt der deutschen Fleischindustrie. Solange Fleisch in Deutschland gegessen wird, solange fallen Rinderhäute als Abfall in unseren Schlachthöfen an. Der verantwortungsvolle Umgang mit diesem Rohstoff ermöglicht es, qualitativ hochwertige Produkte zu schaffen, die mit guter Pflege ein Leben lang halten können. Kunstleder stellt für uns keine annehmbare Alternative dar, da Kunststoffe auf der Verwendung von Unmengen an umweltschädlichem Erdöl basieren und es bei der Herstellung und auch der Entsorgung der Produkte zu Problemen kommen kann.
Zu eurer Philosophie gehört unter anderem ein Reparaturservice. Worum geht es da genau?
Wir bieten unseren Kunden die Möglichkeit, ihre kaputten Lederaccessoires an uns zurück zu senden. Oftmals kann man die Produkte mit wenigen Handgriffen (Einer neuen Naht, einem neuen Druckknopf oder Reißverschluss..) wieder reparieren und somit vermeiden, dass die Produkte entsorgt werden.
„Anfangs musste wir uns erst einmal einfinden in unsere Selbstständigkeit und genau festlegen wer welche Aufgabenbereiche übernimmt.“
Ihr arbeitet seit mehreren Jahren als Geschwister zusammen. Wie kombiniert ihr Arbeit und Privatleben miteinander?
Anfangs musste wir uns erst einmal einfinden in unsere Selbstständigkeit und genau festlegen wer welche Aufgabenbereiche übernimmt. Natürlich kam es unter uns Schwestern auch mal zu Unstimmigkeiten, wir sind uns aber in den meisten Sachen einig und verfolgen die gleichen Ziele, wodurch es seit Jahren wunderbar funktioniert mit der engen Zusammenarbeit. Dass es bei privaten Anrufen dann immer wieder um „pikfine“ geht, lässt sich nicht vermeiden, es ist halt unser gemeinsames „Projekt“, was uns aber auch sehr miteinander verbindet und unsere Beziehung nur noch gestärkt hat. Privat sehen wir uns auch noch sehr viel und unternehmen gemeinsam mit unseren Männern und drei Jungs viele Aktivitäten.
Welches Accessoire darf bei euch im Schrank nicht fehlen?
Wir tragen den Schmuck den wir anbieten immer zur Probe und behalten dann oft die Stücke, die uns besonders gefallen. An Taschen haben wir auch einige zu Hause, da schnappen wir uns die Modelle die vernäht wurden oder kleine Mängel aufweisen. Clara liebt beispielsweise die runden Ohrstecker in Silber und die dazu passende Ketten „Dot“ und „Via“. In meinem Schrank darf die bucketbag „Manoo“ in schwarz nicht fehlen, die trage ich fast täglich, da sie so eine praktische Größe hat und sich auch als Rucksack tragen lässt.
Bei euch im Shop findet man unter anderem ein Etui für Kopfhörer oder den klassischen Einkaufschip. Woher bezieht ihr die Inspiration für diese praktischen Alltagsbegleiter?
Die Ideen kommen uns meist im Alltag. Wenn ich mit dem Fahrrad zur Arbeit fahre, war ich oft genervt, wenn meine Kopfhörer verknuddelt waren oder wenn beim Einkaufen mal wieder kein Euro oder keine Marke in der Geldbörse war. Wir stürmen dann oft spontan in die Werkstatt und probieren neue Designs aus, die wir gemeinsam mit Denise, unserer Näherin und Schnitttechnikerin, optimieren.
Wo fange ich an, wenn ich mein eigenes Leben nachhaltiger gestalten möchte? Habt ihr Tipps für AnfängerInnen?
Was zum Beispiel den Einkauf von Lebensmitteln angeht, so bekommen wir einmal die Woche eine Gemüsekiste von einem kleinen Bauernhof in der nahen Umgebung geliefert. Es liegen immer Rezepte bei und so kann man nicht nur gesund, sondern auch abwechslungsreich kochen und es fällt kein unnötiger Abfall an. Oft bekommen wir auch Gemüse und Kräuter aus dem Garten unserer Eltern die auf dem Land leben. Wenn es um die Anschaffung von neuen Kleidungsstücken geht, achten wir besonders auf die Qualität der Materialien und auf die Herstellung der Produkte. Oft kaufen wir die Sachen Second Hand – auf dem Flohmarkt oder bei Kleiderkreisel – oder nähen uns und unseren Kindern die Kleidung selber.
„Auf dem Gebiet der Lederherstellung gibt es tolle neue Materialien wie Ananas- oder Pilzleder.“
Was sind eure Pläne für die Zukunft?
Wir planen weiter mit nachhaltigen und ökologischen Materialien zu experimentieren und unsere Produktpalette zu erweitern. Auf dem Gebiet der Lederherstellung gibt es beispielsweise tolle neue Materialien wie Ananas- oder Pilzleder und auch was die Herstellung von Winteraccessoires wie Mützen, Schals und Co angeht, würden wir unseren Kunden zukünftig gern ein paar tolle neue Designs „Made in Germany“ anbieten.
Vielen Dank für das Gespräch, Nora!