LAYERS Buchclub – Zwischen Buchseiten und Bildschirm: Unsere Kolumnistin liest nun auf dem e-Reader

Das neue Jahr hat lesetechnisch bei mir mit einer großen Veränderung begonnen. Unter dem Weihnachtsbaum lag ein kleines, rechteckiges Päckchen, welches sich bei genauerer Betrachtung als e-Reader von tolino herausstellte. Noch nicht ahnen konnte ich da allerdings, welche neuen Fragen sich in meinem Leseverhalten damit stellten und welche kleine, zugegeben spaßige, Herausforderung, die Suche nach meinem allerersten e-Book werden sollte.

Lynns Kolumne kannst du dir auch hier anhören.

„In meiner ersten Buchkolumne im neuen Jahr nehme ich euch mit in meinen veränderten Lesealltag zwischen analogen Buchseiten und dem leuchtenden Bildschirm meines neuen elektronischen Gefährten und versorge euch mit einem heißen Buchtipp!“

Ein kleiner Einblick in meine Lesegewohnheiten

Ich hatte mich lange Zeit gegen einen e-Reader gesträubt. Das lag vor allem daran, dass ich die Haptik von Büchern sehr schätze. Bevor ich ein Buch anfange, wende ich es in meinen Händen, lese erneut den Klappentext, die Inhaltszusammenfassung der Umschlagsinnenseite, setze mich mit der Autorin auseinander, schnuppere auch schon mal an den Buchseiten und erfreue mich am Geräusch des raschelnden Papiers. Darüber hinaus war ich der Meinung, das e-Books selten wirklich günstiger sind als gebundene Bücher. Und zu guter Letzt, dass muss ich mir selbst eingestehen, bin ich eben auch eine kleine Sammlerin und liebe es, gelesene Bücher in meiner stetig wachsenden Buchsammlung zu begrüßen.

„Schon länger jedoch plagen mich auch Zweifel. Ich darf mir nichts vormachen, für mich sind Bücher im Grunde Einwegprodukte, die ich selten nochmal lese oder maximal noch an andere verleihe.“

Kostbare Ressourcen wie Papier und Wasser sind in die Produktion der Bücher geflossen und ich bekomme zunehmend ein schlechtes Gewissen, ob das wirklich vertretbar ist. Das Fass zum Überlaufen gebracht hat jedoch meine Dienstreise nach Ostafrika im vergangenen Jahr. In meinem Gepäck befanden sich zwei Reiseführer, ein gebundenes und ein Taschenbuch, sowie zwei Zeitungen. Das hat meinen Koffer nicht nur recht schwer gemacht, sondern war auch völlig überflüssig, denn auf Grund unseres straffen Programms bin ich kaum zum Lesen gekommen!

Nun also auch digital

Jetzt bin ich also seit neustem e-Reader Nutzerin und hatte schon einige AHA-Momente. Erstmal, dass es grandios günstige Angebote für e-Books gibt, welche ich schon ein paar Mal genutzt habe. So bin ich zum Beispiel auf „Das letzte Polaroid“ von Nina Sahm gestoßen, welches im Jahr 2014 erschienen ist und von dessen Existenz ich bis dato nichts wusste. Auch „Besser allein als in schlechter Gesellschaft“ habe ich reduziert erstanden. Ein Buch, um das ich mehrfach herumgeschlichen bin, welches dann anders als erwartet war und mich doch sehr inspiriert hat.

„Allerdings musste ich auch feststellen, dass es nicht alle Bücher als e-Books gibt, welche ich gerne lesen möchte. Gerade bei kleineren Indie-Verlagen scheint dies nicht immer der Fall zu sein.“

Auch in meinem Leseverhalten ist mir etwas aufgefallen. Abends liege ich leider noch oft mit dem Handy in der Hand im Bett und scrolle mich durch Instagram-Feeds, checke nochmal meine Mails und gehe vor allem in Facebook-Reels über japanisches Essen verloren. Mein tolino hat dieses Doomscrooling allerdings etwas abgelöst. Scheinbar musste ich einen Bildschirm gegen den anderen tauschen und ein ähnliches oder das gleiche Areal in meinem Gehirn wird angesprochen. Wer ähnliche Erfahrungen gemacht hat, ich freue mich auf eure Kommentare dazu.

Die schwierige Suche nach dem ersten e-Book

Mindestens die gesamte Woche nach Weihnachten hat mich die Frage beschäftigt, welches Buch mein erstes e-Book werden sollte. Ich wollte einen echten Kracher, der mich beim Lesen fesselt und an den ich mich noch lange erinnern sollte. Meinen ersten Einfall gab es leider nicht als e-Book und so habe ich mich weiter durch die Empfehlungen meiner lokalen Buchhandlung geklickt, bis „Übertretung“ von Louise Kennedy plötzlich auftauchte.

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Der Roman spielt im Irland der 1970er Jahre, wo in Belfast der Bürgerkrieg zwischen Katholiken und Protestanten eskaliert. Cushla Lavery arbeitet als Lehrerin, kümmert sich um ihre alkoholkranke Mutter und hilft ab und zu im Pub der Familie aus. Die Laverys sind Katholiken, während ihr Pub sich in einem protestantischen Wohnviertel befindet. So lange nicht über Politik gesprochen wird, geht dies überraschend gut. Eines Abends taucht jedoch der protestantische und erfolgreiche Prozessanwalt Michael Agnew auf. Zwischen den beiden entspannt sich eine leidenschaftliche Affäre, obwohl Michael um einiges älter ist als Cushla. Als wären dies nicht schon genug Spannungsfelder, setzt sich Cushla auch noch für ihren Schüler Davy ein, der in armen Verhältnissen aufwächst, in der Schule gemobbt und dessen Vater beinahe tot geprügelt wird.

Übertretung“ ist ein harter Roman, der jedoch nicht an Menschlichkeit vermissen lässt. Er hat all das, was eine gute Erzählung ausmacht: Spannung, Liebe, Trauer und Hoffnung, und darüber hinaus vermittelt er auch historisches Wissen über ein Irland im Bürgerkrieg. Ein würdiger erster Roman, den ich euch, egal ob als e-Book oder in der gebundenen Fassung, ans Herz legen mag.

Ein erstes Fazit zu meinem neuen Lesekompagnon

Um ein Fazit über mein bisheriges kurzes Zusammenleben mit meinem tolino zu ziehen, würde ich sagen, es war positiver als erwartet!

„Ich schätze die handliche Größe des e-Readers, ich kann morgens sogar meine Zeitung drauf lesen und gerade auf Reisen ist es ungemein praktisch, sich zwischendurch ein neues Buch herunterladen zu können.“

Klassische Bücher wird es für mich trotzdem nicht ersetzen. Dafür bereitet es mir einfach zu viel Freude, ein neues Buch in den Händen zu halten. Und auch Buchgeschenke, welche ich so gerne mache, funktionieren mit dem e-Reader einfach nicht so gut. Ich kann mir gut vorstellen, dass es eine friedliche Koexistenz wird. Gerade bei Büchern, wo ich nicht sicher bin, ob sie mich wirklich ansprechen, werde ich sicherlich ein wenig Geld sparen und mir die elektronische Fassung kaufen. Andere, vielversprechende Bücher, werde ich weiter sehr gerne analog lesen.

Jetzt bin ich jedoch gespannt, welche Meinung ihr dazu habt. Seid ihr Team analoges Buch oder Team e-Reader oder auch irgendwo dazwischen?

Lynn verschenkt prinzipiell immer Bücher zu Weihnachten, Geburtstagen und anderen Anlässen. Sie liebt es, andere an ihren Lesefreuden teilhaben zu lassen und sich zu überlegen, welche Bücher wohl gut in die jeweilige Lebenssituation des Beschenkten passen könnten. Ihre liebsten Neuentdeckungen und lieb gewonnenen Klassiker teilt sie in ihrer LAYERS Buchkolumne, die ihr euch auch gerne von Lynn persönlich vorlesen lassen könnt.

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