Selbst & Ständig Interview mit Marlene Etzel & Karen Moser von Forenoon Studios
„Das ist noch nicht bei 100%.“, „Ich bin nicht perfekt.“, „So ist es nicht gut genug.“ – Wie könnte die Welt wohl aussehen, wenn wir (Glaubens-)Sätze wie diese einfach wegwischen könnten wie schlechte Tinder-Matches? Ob sich mehr Frauen trauen und ihrem Traum von einer selbstständigen und selbstbestimmten Arbeit nachgehen würden? Ich gehe fest davon aus.
Perfektionismus ist einer der größten Killer und steht uns bei so vielen Vorhaben im Weg. Dabei können wir doch ehrlich sein. Niemand ist perfekt. Und das paradoxe ist: An andere haben wir oft wesentlich geringere Ansprüche als an uns selbst und sehen locker über das Unperfekte hinweg. Mehr noch, wir finden es sogar sympathisch, weil es unser Gegenüber nahbarer und menschlicher macht und in einem scheinbar idealen Umfeld heraussticht und erfrischend wirkt.
Zwei Frauen, die weder vorgeben perfekt zu sein, noch es von anderen erwarten und genau das zum Kern ihres Unternehmens und ihrer Arbeitsweise gemacht haben, sind Karen Moser und Marlene Etzel.
Mit Forenoon Studios haben sie ein Branding Studio geschaffen, das alles ist – außer glatt und gewöhnlich. Die Höhen und Tiefen des Unternehmertums haben beide selbst erlebt und schöpfen genau daraus ihre Expertise: von Mensch zu Mensch, intuitiv statt perfekt, ehrlich statt überinszeniert. Forenoon steht für Markenwelten, die berühren – in Wort, Bild und Konzept. Für Identitäten, die nicht nur hübsch aussehen, sondern tief gehen.
Im Interview erzählen Marlene und Karen, warum sie den Weg in die gemeinsame Selbstständigkeit gewählt haben, wie sie sich durch herausfordernde Phasen tragen, weshalb Unperfektion ein bewusster Teil ihrer Marken-DNA ist – und wie genau dieses „Echt und roh“-Prinzip ihren Kund:innen hilft, wieder mehr ihrer inneren Wahrheit zu vertrauen.
Ein Gespräch über Mut, Verbundenheit und die Kunst, Marke neu – und spürbar – zu denken.
Seit wann und in welchem Beruf arbeitet ihr selbstständig?
Karen: Marlene und ich haben uns 2020 in einem Co-Working Space für Mütter aus der Kreativbranche in München kennengelernt: da hat es für uns gleich Klick gemacht. Selbstständig arbeite ich erst seit wenigen Jahren, nachdem ich BWL studiert und 10 Jahre als Unternehmensberaterin gearbeitet habe. In der Elternzeit konnte ich zurück zu meiner Kreativität finden und machte mich als self-taught Grafikdesignerin selbstständig.
Marlene: Ich hab einen Master in ‚photographic studies‘ und habe nach dem Studium erstmal ganz schön gestruggelt meine Selbständigkeit als Fotografin neben Angestelltenjobs ins Rollen zu bekommen. Ich habe schnell gemerkt, dass mir der klassische Weg über Assistenzen und auch das Business an sich nicht wirklich liegen. Auch alleine am Schreibtisch zu hocken, hat mir nie entsprochen und ich habe mir immer eine Business Partnerin gewünscht.
Weshalb habt ihr euch dazu entschlossen gemeinsam ein Business zu gründen?
Marlene: Ich musste mit meiner Family mehrmals in kurzer Zeit umziehen und nahm eine Teilzeitanstellung als Fotografin an. Ich werde mich immer an den letzten Tag meiner Probezeit erinnern, als ich aus dem Nichts erfuhr, dass ich nicht übernommen werde. Weil ich als Selbständige angeblich nicht flexibel genug war.
Aber seien wir ehrlich: Ich war natürlich weniger flexibel, weil ich Mutter bin.
Karen: Ich weiß noch genau, wie aufgelöst du warst als du mich angerufen hast und nur sagtest „Wir machen das jetzt einfach“. Wir hatten ja schon länger über eine Zusammenarbeit nachgedacht, weil wir Beide in der Soloselbstständigkeit feststeckten. Und obwohl wir inzwischen in zwei verschiedenen Städten wohnten und arbeiteten, dachte ich in diesem Moment auch nur:„Ja, das ist es und genau jetzt.“
Marlene: Dieses Telefonat vor über zwei Jahren war der Beginn unserer gemeinsamen Reise als forenoon studios.
Wer sind eure KundInnen und welche Leistungen bietet ihr an?
Karen: Wir arbeiten mit Menschen, die, wie wir, daran glauben, dass die Selbstständigkeit ein Spiegel unserer Selbst ist. Als forenoon studios haben wir uns von Anfang an so nahbar und unperfekt gezeigt, wie wir sind.
Marlene: Wir helfen Menschen ihre eigene Marke zu fühlen und ihren Purpose in die Sichtbarkeit zu tragen. In Worten, Bildern und Design. Offline wie online.
Was macht ein gutes Branding aus und wer braucht das?
Karen: Branding ist nicht einfach ein schickes Logo, tolle Farben und Schriften. Für uns geht es immer um die ultimative Frage „How do you make them feel?“
Marlene: Ja. Die Welt braucht einfach nicht noch eine Marke ohne Ecken und Kanten. Wir haben echt aufgehört an Perfektion zu glauben. Zeig dich, so wie du bist… um die Menschen anzuziehen, die zu dir gehören.
Was macht ihr anders als andere Branding Agenturen?
Karen: Wir sind keine klassische Agentur sondern zwei Kreative, die die Höhen und Tiefen der Selbstständigkeit selbst durchlebt haben. Wir zeigen uns so, wie wir es uns für alle wünschen, die für sich losgehen.
In Bildern bewusst edgy und künstlerisch, in Worten stark und verletzlich zugleich.
Marlene: Gemeinsam sind wir mutiger, uns so ehrlich zu präsentieren. Und machen unsere eigenen Regeln statt dem Male Way in Pink zu folgen. Wir gehen intuitiv vor und wollen organisch an unseren Erfahrungen und in Kooperationen wachsen.
Karen:
Bevor wir mit unserer Arbeit starten, wollen wir die Menschen hinter der Marke verstehen.
Wir tauchen tief ein, um ihre Message spürbar zu machen. Und weil wir wissen, wie es ist zu starten, bieten wir Konzept und Umsetzung aus einer Hand an.
Marlene: Genau und so musst du dich nicht nach der Markenberatung auf die Suche nach x Dienstleistenden begeben, um dann nach 1000. Abstimmungen ein Ergebnis zu haben, das nichts mit dem zu tun hat was du eigentlich sagen wolltest. Dabei gehen wir intuitiv und on point vor, was das Ganze auch noch price conscious macht.
Wie habt ihr euch auf die Selbstständigkeit vorbereitet? Hattet ihr z.B. einen Business Plan oder ein Coaching?
Marlene: Nope, gemeinsam haben wir einfach losgelegt.
Ganz nach unserer Devise better done than perfect, sind wir immer nur den einen nächsten Schritt gegangen ohne uns zu verkünsteln.
Wir haben sehr viel telefoniert, als erstes unseren Namen gefunden und dann gleich losgelegt mit einer Selbstportrait-Branding-Session.
Karen: Unser Einsteiger-Angebot haben wir auch gleich an diesem Tag getestet. Letztlich genau das, was wir uns nur gegenseitig geben konnten. Wir haben gesehen, dass ich das Gespür für die richtigen Fragen mitbringe, um Personen und Marken intuitiv zu entschlüsseln. Und Marlene fiel es leicht diese Energie in Bilder zu übersetzen, auf denen zu sehen ist, was du selbst nicht sehen konntest.
Marlene: Der Branding Spark ist bis heute unser Signature 1:1 Angebot. Mit unserem Ready-to-go Package verbinden wir Persönlichkeitsentwicklung und Branding, um euch als Personenmarke ganzheitlich auf ein neues Level zu heben.
We see you, so you can see yourself!
Was war bisher eure größte Herausforderung in der Selbstständigkeit?
Marlene: Oh, echt eine gute Frage. Da gab es schon so einige.
Karen: Ich empfinde das Thema Pricing als Herausforderung, die uns ständig begleitet. Wie können wir Projekte für Selbständige mit großer Vision und kleinem Budget möglich machen ohne selbst zu verbrennen?
Marlene: Da hast du recht, das fühle ich auch sehr. Wir können uns so sehr hineinfühlen, haben aber nur eingeschränkt Zeit und Energieressourcen. Das versuchen wir über unterschiedliche Angebote zu lösen, doch es bleibt ein spannender Prozess.
Wie motiviert ihr euch an Tagen, an denen es mal nicht so läuft?
Karen: Das ist der große Vorteil daran zusammenzuarbeiten. Oft ist es so, dass wir uns mit unseren schlechten Tagen abwechseln und so viel ausgleichen können.
Marlene: Da hilft es sehr, dass wir so viel sprechen und einfach wissen wie die andere da ist. Wir erlauben uns bewusst sanft mit uns zu sein.
Auch wenn das bedeutet mit der Kuscheldecke im Bett zu arbeiten oder den Laptop früher zuzuklappen.
Karen: Und wenn wir schwierige Themen zu lösen haben, fühlt es sich gemeinsam sowieso nur halb so schlimm an.
Wie kümmert ihr euch um eure Altersvorsorge? Welchen Tipp habt ihr hinsichtlich Finanzen?
Marlene: Da trefft ihr einen Nerv. Das ist eine wichtige Frage…
Karen: Wir sind sehr happy, dass wir über die Künstlersozialkasse eine ähnliche Grundabsicherung wie Angestellte in Festanstellung erfahren. Zusätzlich empfinde ich es als sehr sinnvoll in Richtung einer fondsgebundenen Altersvorsorge zu denken.
Marlene: Macht euch auf jeden Fall rechtzeitig Gedanken und lasst euch gut beraten, was für eure individuelle Situation wirklich sinnig ist.
Was liebt ihr an der Selbstständigkeit?
Marlene: Tun zu dürfen wofür wir hier sind… Selbstbestimmt und mit ganz viel Freude. Unsere Kunst ist Projektarbeit und Selbstausdruck.
Wir dürfen uns neu erfinden, Genre und Best Practices bewusst beiseite schieben. Das fühlt sich echt nach Freiheit an!
Karen: So sehr! Und ich liebe, wie wir uns als Team ergänzen, stützen und uns immer wieder mit neuen Ideen auf das nächste Level bringen. Es tut so gut uns damit abzuwechseln erste Entwürfe für Designs zu machen und auch wenn wir nach unseren gemeinsamen Power-Wochenenden in Leipzig oder München völlig erschöpft sind, fühlen sie sich nicht nach Arbeit an.
Marlene: Yes, das könnte ich nicht besser sagen. Aber um uns bei aller Begeisterung nicht zu überfordern, sehen wir uns möglichst oft an, was noch zu uns gehört und was nicht. Wir wollen mit den richtigen Ideen, Kooperationen und Projekten gehen. Und bewusst entscheiden, was wir selbst machen und wo wir uns Unterstützung holen sollten.
Welchen Tipp habt ihr für Frauen, die auch überlegen, sich selbstständig zu machen?
Karen: Inzwischen habe ich tatsächlich nur noch einen Tipp: Geh los! Teste deine Idee so einfach wie möglich. Egal ob du dabei bist zu starten, dich zu verändern oder dich weiterzuentwickeln.
Marlene: Und du darfst dich dabei unperfekt im Prozess zeigen. Es reicht absolut auch nur drei Schritte weiter zu sein, als die, die dein Angebot kaufen.
Karen: Das macht uns nahbar. Auch wenn unser Kopf das nicht eingestehen will: Am Ende kaufen wir nur das gute Gefühl, das uns nicht mehr loslassen will.
Wenn ihr noch mehr über Karen und Marlene und ihre Arbeit erfahren möchte, findet ausführliche Infos auf der forenoon Website. Folgt den beiden für außerdem auch gern hier auf Instagram.










