„Es ist der zeitintensivste und härteste Job, den ich je gemacht habe.“

Selbst & Ständig – Interview mit Autorin und Kräuterexpertin Michelle Ziegelmann

Ihr folgen über 300.000 Menschen auf Instagram, regelmäßig ist sie im TV zu sehen und – ganz frisch – darf sie sich nun auch Spiegel Bestseller-Autorin nennen. Unser letztes „Selbst & Ständig“-Interview des Jahres ist ein Heimspiel, denn wir haben unsere LAYERS Autorin Michelle Ziegelmann zum Interview gebeten. Michelle arbeitet schon seit vielen Jahren selbstständig und hat sich ihre berufliche Freiheit Schritt für Schritt aufgebaut.

Als Texterin gestartet, heute erfolgreiche Content Creatorin, Autorin und Kräuterexpertin hinter Neuseenkraut, spricht sie mit uns offen über ihren Weg, ihre Learnings, finanzielle Realität und warum ihre Arbeit als Influencerin für sie das größte persönliche Coaching war. Ein Interview über Freiheit, Verantwortung und den Mut, immer wieder neu anzufangen. Viel Vergnügen:

Michelle, seit wann und in welchem Beruf arbeitest du selbstständig?

Im Jahr 2013 habe ich mich selbstständig gemacht als Texterin und Konzeptionerin in der Werbung. 2024 wurde ich Content Creatorin bei Neuseenkraut und gründete erneut.

Wie hast du dich auf die Selbstständigkeit vorbereitet? Hattest du z.B. einen Business Plan oder ein Coaching?

Durch meine vorherigen Jobs wusste ich wo meine Stärken liegen und wollte diese nun auch freiberuflich nutzen. Da man in so eine Gründung erstmal ohne Gehalt startet, habe ich einen Businessplan geschrieben und erfolgreich Gründungszuschuss beantragt. Es war wertvoll, dass ich diesen Schritt gegangen bin.

Durch den Businessplan habe ich noch einige Dinge gelernt, auf die ich vorher noch nicht aufmerksam geworden bin und natürlich war auch die finanzielle Unterstützung wichtig.

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Alle Fotos von Anne Schwerin.

Mit deinem Instagram-Account bist du seit rund 1,5 Jahren sehr erfolgreich. Gib uns einen ehrlichen Einblick: Wie viel harte Arbeit steckt dahinter und lohnt sich das?

Zu Instagram kam ich erst viel später und auch zu den Kräutern. Das ist quasi die nächste Selbstständigkeit in die ich gerutscht bin. Den Erfolg habe ich mir natürlich gewünscht, habe aber nicht damit gerechnet, dass es so schnell klappt.

Ich muss sagen, dass es der mit Abstand zeitintensivste und härteste Job ist, den ich je gemacht habe.

Wenn man nicht gern Videos schneidet sollte man es nicht machen, denn damit verbringt man sehr viel Zeit. Und auch was das eigene Selbstbewusstsein und die Bewertung anderer angeht, sollte man recht fest im Sattel sitzen. Aber: Es hat mir auch noch kein Job so viel Spaß gemacht.

Ich habe durch Social Media sehr viel über mich gelernt. Zuallererst darüber, wie ich wirke und wie man diese Wirkung beeinflussen kann. Man bringt das Thema ja immer schnell mit Selbstverliebtheit und Geltungsdrang in Verbindung, aber es ist so viel mehr. Für mich war es wie ein kleines Coaching mit mir selbst als Lehrer. Im normalen Alltag schaut man sich ja selten zu, wenn man spricht. Wenn du es monetär betrachten möchtest: Ja, es lohnt sich ab einer bestimmten Reichweite.

In einem regulären Anstellungsverhältnis als Frau mit Kind, wäre es mir nie möglich gewesen gleichwertige Umsätze zu erwirtschaften.

Im November erschien dein erstes Buch. Worum geht es?

Das Buch in eine Einladung in meine Welt der Pflanzen und wilden Heilkräuter. Viele fragen mich, wie sie am besten anfangen können. Sie begeistern sich durch meinen Kanal auch für Wildkräuter und sind überfordert von der Fülle an Wissen und Möglichkeiten.

Dieses Buch ist ein Einstieg für jeden. Es ist leicht verständlich geschrieben, nicht oberlehrerhaft, sondern mit vielen Anekdoten und Vergleichen gespickt. Damit kann man unabhängig vom eigenen Wissensstand einsteigen und bekommt hoffentlich Lust auf ein gesundes Leben mit der Natur. Aus diesem Grund ist es auch einfach ein gutes Geschenk.

Pssst: In unserem nächsten LAYERS Newsletter verlosen wir ein Buch und drei Beutel von Michelle. Hier könnt ihr euch kostenfrei anmelden.

Davon, ein eigenes Buch zu veröffentlichen, träumen ja viele. Hast du Tipps? Wie bist du das Projekt angegangen und würdest du es nochmal so machen?

Die Möglichkeit mit einem Verlag ein Buch zu veröffentlichen ist erstmal ein Privileg. Mein Tipp: Davon sollte man sich nicht blenden lassen. Die Auswahl des Verlags ist sehr wichtig und sollte nicht unbedacht erfolgen. Man muss sich die Frage stellen, welche Art Buch das werden soll und ob der Verlag gemeinsam mit euch eure Vorstellungen umsetzen will. Es gibt durchaus auch Verlage, die schon wissen was im Buch stehen soll, bevor sie den Autor kennen. Ich habe da alles richtig gemacht.

Zweiter Punkt sind natürlich die Finanzen.

Schaut, dass ihr fair an eurem Werk beteiligt werdet, so dass alle von dem Projekt profitieren können.

Ich persönlich würde rückblickend nichts anders machen. Wenn, dann würde ich immer nur Gelerntes in Zukunft anwenden. Jeder Schritt den ich gegangen bin, war wertvoll.

Was liebst du an der Selbstständigkeit?

Einfach alles! Das heißt aber nicht, dass es besser ist als ein Angestelltenverhältnis. Man muss schon wirklich der Mensch dafür sein. Für mich bedeutet es Freiheit, Selbstbestimmtheit und eine völlig andere Verantwortung. Die kann auch belastend sein, führt einen aber automatisch zu einer gewissen Lebenstüchtigkeit und Ernsthaftigkeit.

Genauso toll kann es sein, Kollegen zu haben, gemeinsame Mittagspausen zu genießen und Teil eines Unternehmens zu sein. Das Einzige, was ich wirklich vermisse: die Weihnachtsfeier 😉

Was war bisher deine größte Herausforderung in der Selbstständigkeit?

Die größte Herausforderung ist, dass man nie so richtig abschalten kann, weil da keiner ist, der das Unternehmen am Laufen hält.

Wenn ich Urlaub mache, verdiene ich kein Geld.

Sowas muss man einplanen. Und natürlich gibt es auch finanziell immer wieder Höhen und Tiefen. Das Vertrauen, dass sich alles immer wieder wandelt und das „Dranbleiben“ und dabei „Coolbleiben“ muss man erst lernen.

Wie kümmerst du dich um deine Altersvorsorge? Hast du einen Tipp zum Thema Finanzen?

Ich bin leider kein großer Trader oder Anleger, aber ich versuche mich im Hier und Jetzt sinnvoll aufzustellen. Ich würde nicht mehr zur Miete wohnen, wenn es nicht unbedingt sein muss, weil das für mich leere Kosten sind. Und ich wähle mit viel Bedacht die Rechtsform in der ich mein Unternehmen aufstelle, um steuerlich für mich sinnvoll zu arbeiten. Damit kann man überraschend viel erreichen.

Welchen Tipp hast du für Frauen, die auch überlegen, sich selbstständig zu machen?

Ich würde es unbedingt empfehlen. Wenn es euch Angst macht, dann fragt euch immer: Was wäre der worst case, der passieren könnte und wie käme ich da raus? Meist die ist Antwort gar nicht so schlimm. Vergesst dabei euer Ego oder „wie das auf andere wirkt“. Wenn es nicht klappt, wird man eben wieder Angestellte und ist um eine wertvolle Erfahrung reicher.

Es wäre definitiv die falsche Entscheidung, sich ewig zu fragen: Was wäre wenn?

Welche Pläne hast du für 2026? Worauf können wir uns freuen?

Ihr dürft euch natürlich auch im kommenden Jahr über ganz viel Freude an Pflanzen und Gesundheit auf meinem Kanal freuen. Es gibt noch so viel zu entdecken. Konkrete unternehmerische Pläne kann ich an dieser Stelle natürlich nicht teilen. So viel habe ich in den letzten Jahren gelernt: Nie über ungelegte Eier sprechen. 😉

Mehr über Michelle und ihre Arbeit erfahrt ihr auf ihrem Instagram Account. Hier gibt es nicht nur Wissenswertes über Kräuter und Pflanzen, sondern auch Rezepte und Tools für zu Hause. Wer noch tiefer eintauchen möchte, dem legen wir natürlich sehr Michelles Buch „Der Tod hat Angst vor Löwenzahn“ ans Herz.

Was andere Menschen antreibt, ihre Geschichten und persönlichen Erfahrungen, besonders von GründerInnen, interessieren Francis am Meisten. Auf LAYERS findet ihr daher zahlreiche Interviews mit spannenden Persönlichkeiten. Außerdem stellt euch Francis regelmäßig Designfavoriten, Kulturnews und Lieblingsorte vor.

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