Im Gespräch mit Christopher von Ocha Ocha

Wir stellen vor: Tee ohne unnötigen Schnickschnack

Ich muss ganz ehrlich zugeben, mein Teekonsum beschränkte sich bisher immer auf kalte Wintertage, an denen ich eingekuschelt auf dem Fensterbrett sitze und aus einer viel zu großen Tasse das heiße Getränk schlürfe. Spätestens nach diesem Interview mit Gründer Christopher von Ocha Ocha wurde mir jedoch klar, dieser Horizont sollte dringend erweitert werden.

Christopher hatte mit Ocha Ocha die Idee zur Herstellung von kaltem Tee, ganz ohne unnötigen Schnickschnack wie zum Beispiel Zucker oder Konservierungsstoffe. Er erzählt von seiner großen Mission, einer „Teebellion“ und dem Wunsch, den Getränkemarkt transparenter und nachhaltiger zu gestalten. Mehr Gründe brauchte es für mich nicht, um das motivierte Gründertrio in ihrer aktuellen Crowdfunding Kampagne zu unterstützen, aber lest selbst:

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Sven, Kathrin und Christopher – die Augsburger hinter Ocha Ocha.
Wer steckt eigentlich hinter Ocha Ocha?

Wir sind Kathrin, Sven und Christopher. Drei Augsburger. Wir haben gerade alle unsere Masterarbeiten abgegeben, starten nun direkt von der Schulbank in das Startup-Leben durch und rufen jetzt die Teebellion aus. Christopher kommt ursprünglich aus Markkleeberg. Er ist öfters hier und freut sich über die tolle Entwicklung, die Leipzig in den letzten zehn Jahren hingelegt hat. Sein Ziel ist es dewegen auch, dass es Ocha Ocha bald auch auf der Karli und der Karl-Heine gibt.

Mit Ocha Ocha wollt ihr kalten und ungesüßten Tee auf den Markt bringen. Warum ist dieser so gesund?

Wir verzichten komplett auf jegliche Art von Zucker oder Süßungsmittel. Zudem fliegt alles aus dem Getränk raus, was eigentlich nicht gebraucht wird, wie Aroma- und Farbstoffe und (versteckte) Zusatz- und Konservierungsstoffe (wie Zitronen- oder Ascorbinsäure).

Wie kam euch die Idee dazu?

Das Ganze ging in Christophers Auslandssemester in Japan 2016 los. Ob im Supermarkt, am Kiosk oder vom Getränkeautomat, überall findet man dort unterwegs kalten Tee zu kaufen. Wieder in Deutschland zurück war er mehr als nur enttäuscht, dass es hier keine ungesüßten, natürlichen Erfrischungsgetränke gibt. Also beschloss er dies selbst in die Hand zu nehmen.

Im Laufe der Produktentwicklungszeit ergaben sich noch weitere Fragen:

„Wo kommen die Zutaten unserer Getränke her? Wer pflückt unsere Tee(kräuter)? Wie werden Getränke haltbar gemacht? Konserviert Zucker? Wie soll purer Geschmack aussehen? Was ist Aroma?“

Zu viele Fragen, bei denen Transparenz und Übersicht für uns Konsumenten total verloren gehen. Mit der Teebellion wollen wir dies ändern und in Zukunft Antworten auf diese Fragen geben. Uns ist wichtig einen ganz klaren Wert mit unserer Marke darzustellen: Wenn man Ocha Ocha Produkte sieht, darf man sich ganz sicher sein, dass dort definitiv keine Süßung jeglicher Art drin ist. Zudem das alles das, was nicht rein gehört auch nicht drin ist (Aromastoffe, Säuerungsmittel, Farbstoffe, Weglassen unnötiger Filterung).

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Christopher, was hast du noch aus Japan mitgenommen und während deines Auslandssemesters gelernt?

Hier alles aufzuzählen, würde wohl den Rahmen sprengen. Tatsächlich habe ich sehr viel gesehen, erfahren und gelernt. Der Umgang der Menschen untereinander ist viel höflicher als bei uns und die Städte super riesig und total zugebaut. In manchen Vierteln findet man keinen einzigen Park oder Baum, was dort aber mit den Platzproblemen zu tun hat. Alles ist sehr gut organisiert. Sehr interessant fand ich, dass alles kleiner ist in Japan. Es gibt deutlich kleinere Müll-LKWs (für die kleinen Gassen) und die meisten Lebensmittelverpackungen sind kleiner, also wird weniger (viel) gegessen. 

„Der deutsche Getränkemarkt hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer übersüßten und überzuckerten Getränkelandschaft entwickelt.“

Ihr nennt euch eine Teebellion, warum?

Der deutsche Getränkemarkt hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer übersüßten und überzuckerten Getränkelandschaft entwickelt. Eigentlich kommen nur noch Wasser und Bier ohne zugesetzten Zucker oder Süßungsmittel aus. Das wollen wir ändern. Da wir einen progressiven Ansatz in Bezug auf die Veränderung des Marktes als auch des Nachhaltigkeitsmarketings anstreben, rufen wir eine Rebellion mit Tee aus – kurz die Teebellion.

Was ist eigentlich euer Problem mit dem Zucker?

Selber haben wir gar kein Problem mit Zucker. Wir essen gerne Schokolade und wenn Oma oder Mutti einen Kuchen backen, dann gönnen wir uns diesen sehr gerne. Allerdings denken wir, dass wie bei allen Lebensmitteln ein gesundes Mittelmaß gefunden werden muss. Ich kann nicht jeden Tag einen Brownie oder Pommes essen. Bei den Erfrischungsgetränken finden wir im Moment nur zuckrige oder gesüßte Möglichkeiten vor (außer eben Wasser). Hier wollen wir einfach eine gesunde, leckere und nachhaltige Alternative schaffen. Dies ermöglicht eine bewusstere und ausgewogenere Ernährung.

Wo kommen die Zutaten eurer Getränke her?

Momentan beziehen wir unsere Tees noch von einem großen deutschen Teelieferanten, der auch Mitglied im deutschen Teeverband ist. Hier können wir auf die Bio-Qualität vertrauen. Wenn möglich und wir eine gewisse Unternehmensgröße erreicht haben, werden wir auch versuchen, den Tee selbst in den Ländern zu beziehen, um stärkeren Einfluss auf die Qualität und die ökologischen und sozialen Faktoren zu nehmen. Momentan ist uns dies aber noch nicht möglich.

Ocha Ocha Crowdfunding Start Up Leipzig Augsburg Nachhaltiger Tee
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Ihr habt gerade eure erste Crowdfundingcampagne ins Leben gerufen. Was erhofft ihr euch davon und wofür verwendet ihr die finanzielle Unterstützung?

Ja, danke, dass du fragst. Mit der finanziellen Unterstützung aus der Kampagne können wir die Kosten der Produktentwicklung, Transport und Logistik, die Abfüllung unserer ersten marktfähigen Abfüllung decken. Zudem ermöglicht sie uns, unsere Nachhaltigkeitsberichterstattung aufzubauen. Je nachdem wie hoch die tatsächliche finale Summe ausfällt,  können wir unsere nachhaltigen Ziele intensiver umsetzen und mit der Entwicklung unserer zweiten Tee-Sorte beginnen. Dazu gehören unter anderem die Bio- und Vegan-Zertifizierung sowie eine Auswahl grüner Logistikpartner. Zudem ist es unser Ziel unsere Teegetränke in Glasflaschen zu realisieren, was momentan nicht möglich ist.

In welchen Supermarkt würdet ihr am liebsten einziehen?

Die Getränkebranche ist enorm schwierig und sowohl der Handel als auch andere Hersteller kämpfen mit harten Bandagen. Teilweise kommt es zu hohen Listungsgebühren, die wir zu Beginn nicht stemmen können. Deswegen versuchen wir zu Beginn in bekannte Bio-Supermarktketten zu kommen. Ein weiteres Ziel ist es, den Einzug in die Mensen Deutschlands zu schaffen, gerade durch den Mate Hype denken wird, dass unsere zuckerfreien Tees für Studenten das richtige Produkt ist. 

„Unsere Mission ist es, Tee neben seiner herkömmlichen heißen Trinkweise auch als kaltes Erfrischungsgetränk in Deutschland zu etablieren. Dabei möchten wir das vergessene Geschmacks- und Gesundheitspotential von Teepflanzen und Teekräutern wieder alltagstauglich machen.“

Bisher gibt es Ocha Ocha im Tetrapack und aus der Glasflasche. Könnt ihr euch vorstellen irgendwann komplett auf Zero Waste Verpackungen aus Glas umzusteigen?

Hier sprichst du einen wichtigen Punkt an. Momentan haben wir TetraPacks, weil wir uns das Pfandsystem noch nicht leisten können, neben den Glasflaschen sind für uns auch die Kästen zu bezahlen (ca. 10 Euro pro Kasten). Leider muss ich an dieser Stelle etwas Unromantisches teilen. Glasflaschen sind leider gar nicht so gut von der Umweltbilanz, wie alle denken. Eine Mehrweg-Glasflasche muss circa 15 mal abgefüllt werden, damit sie umweltschonender ist als Plastikverpackungen, hinzukommen dennoch Berge von Metallverschlüssen und die Etiketten, die immer wieder erneuert werden müssen (das wussten wir so alles zu Beginn auch nicht, echt traurig). Wenn die Logistik hinter den Flaschen-Transporten nicht grün ist, dann ist es an sich das Getränk auch nicht. Leider!

Wir sehen uns selber als nachhaltiges Startup, welches das dreigliedrige Nachhaltigkeitskonzept aus Ökologie, Sozialem und Ökonomischen in der eigenen Unternehmens-DNA verankert hat. Die Verpackung selbst stellt ja an sich nur die Spitze des Eisberges dar, dahinter ist so viel mehr noch zu erledigen und nachhaltig umzusetzen. Momentan sind wir dabei auszurechnen, wie viel CO2-Abdruck und Energiekosten wir durch das Weglassen von Zucker/Süßungsmitteln, Zitronensäure und den Aromastoffen sparen. Das ist gar nicht unerheblich.

Unsere Mission ist es, Tee neben seiner herkömmlichen heißen Trinkweise auch als kaltes Erfrischungsgetränk in Deutschland zu etablieren. Dabei möchten wir das vergessene Geschmacks- und Gesundheitspotential von Teepflanzen und Teekräutern wieder alltagstauglich machen. Zu Hause sollen sich alle ihre Tees bitte selbst machen, ob vorher fertig in eigene Flaschen abgefüllt oder im großen Stil aufgebrüht für eine Party. Zero Waste erreichen wir nur, wenn wir alle unser eigenes Konsumverhalten hinterfragen, das heißt, mehr selbst machen und kochen, auf Verpackungen verzichten (auch Einwegglas) und einzelne Produkte, wie leider auch Superfoods hinterfragen.

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Hat man irgendwo die Möglichkeit euren Tee schon einmal zu probieren?

Da wir so ganz frisch erst dabei sind, kümmern wir uns gerade um den Aufbau von Vertrieb und Marketing, somit gibt es Früchte Harakiri momentan nur lokal im Augsburger Raum zu kaufen. Bis zum 25.10. hat man aber die Möglichkeit bei unserem Crowdfunding schon überregional Früchte Harakiri oder andere tolle Dankeschöns zu erwerben. Das hilft uns auch, aus den Startlöchern zu kommen und unsere erste Abfüllung finanziell stemmen zu können.

Was erhofft ihr euch für die Zukunft?

Oh, irgendwie eine komische Frage zu diesem Zeitpunkt. Das Gründerleben ist so schwierig zu kalkulieren, dass wir eher in Etappen denken und uns dann Stück für Stück höhere Ziele setzen. Unsere Vision ist es ja, dass sich ungezuckerte Teegetränke als Erfrischungsgetränke in Deutschland etablieren können, das dauert bestimmt noch eine ganze Weile und wir können dabei nicht die einzigen am Markt bleiben, damit diese Ziel Realität wird. Wir möchten somit auch andere junge Tee-Unternehmen ermutigen mit in den Markt einzutreten. Mit steigendem Erfolg bleibt jedoch immer das Ziel die Nachhaltigkeitsziele weiter zu erhöhen und auf die nächste Ebene hochzuheben. Da gibt es also immer was zu tun.

Vielen Dank für das Interview!

Lebt eigentlich als digitale Nomade mit Snacks oder Kaffe hinter ihrer Kamera oder dem Laptopbibdschirm. Sollte der Schreibtisch dann doch einmal leer vorzufinden sein, steht sie mit höchster Wahrscheinlichkeit in der Natur auf einem Berg und lässt sich die frische Luft um die Nase wehen.

1 Comment

  1. Luisa

    Ich liebe es Tee zu trinken vor allem steht jetzt der Winter und damit die kalte Zeit bevor.
    Man kann Tee einfach immer trinken, deshalb finde ich das ein super Produkt, was
    du hier vorstellst.
    Liebe Grüße
    Luisa von https://www.allaboutluisa.com/

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